Eine besondere Führung

Eine Schwester, die es gelernt hatte, sich in allen Dingen vom Geist Gottes führen zu lassen, erzählte einmal folgendes Erlebnis:

Eines Tages wurde sie innerlich so geführt, mit einem bestimmten Zug zu reisen. Als sie zum Bahnhof kam, war der Zug schon überfüllt, sodass sie keinen Platz mehr erhielt. Weil sie gelernt hatte, dass Widerstände oft die besten Gelegenheiten für Gottes Wirken sind, wartete sie, was sich nun ereignen würde. Gerade, als der Zug den Bahnhof verlassen sollte, kam der Schaffner herbeigeeilt und brachte sie in einen Wagen, der erst angehängt worden war. Dort fand sie einen Platz neben einem jungen Mann, und es kam ihr der Gedanke, dass der Herr gewiss hier einen Dienst für sie zu tun hätte.

Nach einer Weile begann sie ein Gespräch mit ihm über persönlichen Glauben. Aber der junge Mann erwiderte hochmütig: „Meine Familie ist dagegen, dass ich mich über solche Dinge unterhalte.“ „Mein Herr,“ gab sie ihm zur Antwort, „ich habe vorausgesetzt, dass es keine Frage für Ihre Familie, sondern für Sie persönlich ist.“ „Dann“, entgegnete er noch abweisender, „lehne ich es ab, mich über solche Fragen zu unterhalten.“ Es schien, als wäre die Möglichkeit eines Dienstes für Jesus versperrt, und doch war es der Geist Gottes, der sie geführt hatte. Während der Fahrt kam ihr der Gedanke, ihrem Reisegefährten ein Traktat zu geben, damit Gott durch diesen stillen Botschafter reden könnte. Sie durchsuchte alle Taschen und musste endlich feststellen, dass sie alle Traktate vergessen hatte. Plötzlich, während sie noch suchte, fiel die Handtasche auf den Boden, und der Inhalt lag in buntem Durcheinander zu ihren Füßen. Der junge Mann half, die Sachen wieder aufzuheben. Da fiel ihr Blick auf ein einzelnes Traktat, das mit den anderen Dingen herausgefallen war. Als sie die Überschrift las, dachte sie, dass es nicht das Richtige sein werde; denn der Inhalt des Traktates galt einem jungen Mann, der gerade vom Schiffbruch gerettet worden war.

Aber der Geist Gottes drängte sie dazu, ihrem Mitreisenden das Traktat in die Hand zu drücken mit der Bitte, es zu lesen. Als er den Titel las, wurde er totenblass, und nachdem er eine Weile gelesen hatte, liefen ihm die Tränen über die Wangen. „Wer hat Ihnen von mir erzählt?“ fragte er mit bebender Stimme. Erstaunt antwortete die Schwester: „Warum? Wie meinen Sie das?“ „Ja, jemand muss Ihnen von mir erzählt haben, denn woher wissen Sie, dass ich erst in der letzten Woche bei einem Schiffsuntergang gerettet wurde?“ Der Pfeil des in seinen Möglichkeiten unbegrenzten Gottes, dessen Weisheit nie versagt, hatte das Herz dieses Mannes getroffen. Die Botschaft erreichte sein Herz, und ehe sich ihre Wege trennten, war er gerettet.

Mit freundlicher Genehmigung:
Rettungs-Licht Verlag