Rolf Müller
„Jesus aber musste durch Samaria reisen.“ Wieso musste? Er hätte auch um Samaria herum reisen können, um nach Galiläa zu kommen. Die strengen Juden wählten diesen Weg aus Hass gegen die Samariter. Zwischen beiden Völkern bestand eine alte Feindschaft. Die Samariter waren ein Mischvolk. Ihre Religion war eine Mischreligion, ein Gespinst aus Lüge und Wahrheit. Sie bauten einen eigenen Tempel auf dem Berg Garizim.
Der alte Mann weiß, dass Jesus die Samariter nicht hasst. Er weicht ihnen nicht aus. Er sucht sie auf. Er setzt sich in Sichem auf den Rand des Brunnens. Da kommt eine samaritische Frau, um Wasser zu schöpfen. Sie hält Jesus für einen feindlichen Juden. Sie grüßt ihn nicht. Sie würdigt ihn keines Blickes. Was geht sie dieser jüdische Fremdling an?
Der alte Mann liest, dass Jesus sie anspricht: „Gib mir zu trinken.“ Die Frau ist überrascht. Die Juden haben keine Gemeinschaft mit den Samaritern. Es ist der Frau unverständlich, dass Jesus sie überhaupt anspricht. Es entwickelt sich daraus ein seelsorgerliches Gespräch. Der Herr Jesus bietet ihr lebendiges Wasser an. „Wer dieses Wasser trinkt, das ich ihm gebe, den wird ewiglich nicht dürsten.“ Die Frau möchte dieses Wasser, aber ihr fehlt noch das richtige Verständnis.
Der alte Mann ist erstaunt, dass Jesus sie auffordert: „Rufe deinen Mann.“ Damit spricht er bei der Frau einen wunden Punkt an. Der Herr Jesus durchschaut sie. „Ich habe keinen Mann.“ Der Herr Jesus sagt zu ihr: „Das stimmt. Fünf Männer hast du gehabt und den du jetzt hast, das ist nicht dein Mann.“ Dieses Wort traf sie wie ein Blitz. „Herr, du bist ein Prophet.“
Die Frau erkennt sich als Sünderin. Sie möchte gerettet werden. Sie fragt nach dem Ort, an dem Gott angebetet werden soll. Ist es der Garizim oder Jerusalem? Weder noch. „Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.“
Dem alten Mann ist klar, dass man nicht nach Berlin fahren muss, wenn man für die Regierung beten will. Nicht auf die Örtlichkeit kommt es an, sondern auf das Beten im Geist und in der Wahrheit. Die Samariterin kam zum lebendigen Glauben. Sie wurde begnadigt. Sie wusste sich durch den Heiland mit Gott verbunden. Sie ließ ihren Krug stehen und eilte in die Stadt. Sie wollte als Botin den Herrn Jesus bezeugen. Ihr Zeugnis war kurz und einfach. Sie forderte die Leute auf, zu Jesus zu kommen. Errettet sein weckt Rettersinn. „Prüft selbst, ob er nicht der Christus ist.“ Viele in der Stadt gingen daraufhin zu Jesus hinaus.
Die Jünger kamen aus der Stadt zurück. Sie wunderten sich, dass ihr Meister mit einer samaritischen Frau sprach. Der alte Mann freut sich, dass die Samariter glaubten. Zunächst glaubten sie dem Zeugnis der Frau. Das war noch kein rettender Glaube. Ihr Glaube gründete sich aufs Hörensagen. Aber dann kamen sie persönlich zum Herrn, der lebendigen Quelle.
Sie hätten ihn am liebsten für immer bei sich gehabt. „Herr, bleibe bei uns.“ Und Jesus blieb zwei Tage da. Am Ende sagten sie der Frau: „Wir glauben nicht mehr um deinetwillen, wir haben selbst erkannt, dass dieser Christus, der Heiland der Welt ist.“
Der Herr Jesus ist damals nicht in Samaria geblieben. Er zog weiter. Heute müssen wir Christen den Herrn nicht drängen, zu bleiben. Er hat den Seinen verheißen: „Ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt.“
Ich will dem Herren singen,
solang ich leb und bin,
ihm Lob in Liedern bringen
mit dankbar frohem Sinn.
Hab ich gleich nichts zu geben,
weil Gott allein nur gibt,
ich bring im Lied mein Leben
dem Schöpfer, der mich liebt.
Das weiß ich wohl zu sagen
von meines Lebens Fahrt,
wie hat in allen Tagen
mich Gottes Hand bewahrt!
Trotz Ängsten, Last und Sorgen
und wo ich´s nicht gedacht,
fand ich mich doch geborgen
in Gottes Hut und Wacht.
Wie sollt ich je vergessen,
was Gott an mir getan,
mir freundlich zugemessen
von allem Anfang an!
Ich kann nur staunend schauen
die göttlich große Huld
und ihr mich anvertrauen
mit Los und Leid und Schuld.
(Arno Pötzsch).
Mit freundlicher Genehmigung
Autor: Rolf Müller