Der alte Mann und die Dreitausend (Ag.2,37-41) (Teil 1)

Rolf Müller

Die Lage der Jünger Jesu nach der Kreuzigung war erbärmlich. Da standen sie nun. Ihr Herr war verhaftet, unschuldig verurteilt und gekreuzigt worden. Die Jünger waren ratlos und am Boden zerstört. Wie konnte unter solchen Umständen Gemeinde Jesu entstehen? Der Gedanke ist absurd.

Die Gemeinde Jesu entstand nach Ostern und Pfingsten. Sie ist eine Einrichtung des Himmels. Sie ist nicht von Menschen ins Leben gerufen worden. Sie besteht aus lebendigen Menschen mit dem Herrn in ihrer Mitte. Sie ist kein Ergebnis eines menschlichen Handelns.

Der alte Mann denkt darüber nach, warum die Menschen einen Gottesdienst besuchen. Weil es Tradition ist? Weil sie schon immer am Sonntag zum Gottesdienst gingen? Aus Pflichtgefühl? Viele bleiben trotzdem innerlich leer. Sie empfinden den Gottesdienst als leblos, den Gesang als jämmerlich und die Bibellesung als monoton. Sie langweilen sich und hoffen, dass die Predigt nicht zu lange dauert. Sie wollen schnell wieder nach Hause und noch etwas vom Sonntag haben.

Der alte Mann stellt fest, dass bei manchen Gottesdiensten keine Kraft und kein Leben dahinter stecken. Das ist nicht das Christentum der Bibel. Das erkennen und bedauern viele Gemeindeleiter und Besucher. Man ist sich einig, das muss anders, das muss besser werden. Deshalb werden unterhaltsame Elemente in den Gottesdienst eingebaut. Man will ihn lebendiger und fröhlicher machen.

Der alte Mann gibt zu bedenken, dass das nicht den geringsten Unterschied macht. Fröhliche und bunte, abwechslungsreiche Programme machen noch kein Christentum aus. Es sind immer noch die Menschen, die das alles organisieren. Es mag zwar lebendiger zugehen, aber das ist nicht das Leben des Geistes.

Wahres Christentum ist immer Handeln Gottes. Wie wird man Christ? Das ist nichts Unbestimmtes. Das ist klar und konkret. Es gibt eine Zeit, wo man kein Christ ist, und dann ist man es. Infolge einer Predigt des Petrus werden dreitausend Menschen zur Gemeinde hinzugetan. Zuerst gehörten sie nicht dazu, und dann gehörten sie dazu. Das ist überhaupt nicht unbestimmt, sondern ganz klar. Christen sind Männer und Frauen, die genau wissen, wo sie stehen und was sie glauben.

Der alte Mann kennt viele Leute, die sich Christen nennen. Wenn man sie fragt, was das Christsein beinhaltet, wissen sie keine Antwort. Sie glauben, wenn sie zur Katze und zur Großmutter freundlich sind und wenn sie ein einigermaßen anständiges Leben führen, dann sind sie Christen.

Diese Antwort ist weit davon entfernt von dem, was wir in unserem Bibeltext lesen. Da sind dreitausend Menschen, die eine völlige Veränderung erfahren. Ihr Denken, ihr Handeln und ihre ganze Sichtweise wurden verändert. So umfassend ist das Christsein! Wenn die Leute nicht erklären können, worin ihr Christsein besteht, dann sind sie gar keine Christen.

Dem alten Mann sind Menschen begegnet, die große Opfer bringen und viel Gutes tun. Sie sagen: „Alles, was ihr Christen tut, das tun wir auch, und zwar ohne an Gott zu glauben! Wir tun mehr Gutes als viele Christen!“ Und das stimmt sogar. Sie sind Humanisten und Gutmenschen, aber keine Christen.

Dem alten Mann fällt auf, dass viele sogenannte Christen sich scheuen, den Herrn Jesus zu bekennen. Sie vermeiden den Namen Jesus. Sie sind peinlich darauf bedacht, sich nicht von der Welt zu unterscheiden.

Das ist kein Christentum. Bei Christen dreht sich alles um den Herrn Jesus. Wer nicht von ihm spricht, sondern nur von Ideen und Vorhaben, ist kein Christ.

Christ wird man durch das Wirken des Heiligen Geistes. Wie kam es, dass dreitausend Menschen eine vollständige Veränderung ihres Lebens erfuhren? An der Predigt des Petrus lag es nicht. Es war das Wirken des Heiligen Geistes. Es drang ihnen durchs Herz. Dreitausend Leute bekehrten sich, weil der Heilige Geist das Wort Gottes gebrauchte und weil er dieses Wort in die Herzen eindringen ließ. So entstand Gemeinde Jesu und so entsteht sie heute noch.

 

Herr Jesus, Grundstein der Gemeinde,
wir wollen bauen nur auf dich.
Was wir auf dich, den Fels gebauet,
das bleibt gebauet ewiglich.
Wohl mögen Stürme drübergehn,
es wird dies alles überstehn.

(Karl Eisele).

 

Mit freundlicher Genehmigung
Autor: Rolf Müller