Rolf Müller
Die Wurzel aller Schwärmerei ist der Hochmut. Es ist die Verführung der Schlange aus 1. Mose 3: „Ihr werdet sein wie Gott!“ Beim Schwarmgeist geht es um dämonische Mächte. Es ist ein Geist aus der Hölle. Dieser Geist verkleidet sich manchmal als „Engel des Lichts“. Er lockt die Gläubigen mit einer höheren Stufe des Christentums. Neben die Heilige Schrift treten Visionen, Weissagungen und Zungenreden.
Der alte Mann stellt fest, dass Schwärmerei mit der Mystik in Verbindung steht. Man lehrt, die Seele des Menschen sei göttlicher Natur und könne sich mit Gott vereinigen. Die persönliche Frömmigkeit des Menschen wird überbetont. Nicht mehr das Tun Gottes am Kreuz steht im Mittelpunkt, sondern die religiöse Erfahrung des Menschen. Das Gefühl nimmt die Stelle des Glaubens ein. Die Kennzeichen des Schwarmgeistes sind Hochmut, das mehr haben wollen, das Wegrücken vom Kreuz und das Hinrücken zur Frömmigkeit des Menschen.
Der alte Mann bekam Kontakt zu einem jungen Ehepaar. Sie behaupteten, unmittelbar vom Heiligen Geist geleitet zu werden. Sie kritisierten zum Beispiel, dass es in unserer Gemeinde feststehende Tage und Anfangszeiten für den Gottesdienst gab. Damit würde man den Heiligen Geist beschneiden und in ein Korsett zwingen. Auf die Frage, wie das praktisch aussehen soll, sagten sie: „Der Heilige Geist macht immer aufs Neue jedem einzelnen Gemeindeglied klar, an welchem Tag und zu welcher Zeit die Versammlung stattfinden soll.“ Auf die Frage, ob das so in ihrer Gemeinde funktioniert, stellte sich heraus, dass sie keiner Gemeinde angehörten. Sie waren noch auf der Suche.
Am Anfang des 20. Jahrhunderts trieb der Schwarmgeist seltsame Blüten. Männer und Frauen wälzten sich in den Versammlungen unter Stöhnen, Zuckungen, Krämpfen und Hallelujageschrei auf dem Boden. Es kam zu Menschenaufläufen. Die Versammlungen wurden damals auf Druck der Polizei aufgelöst. 1909 unterschrieben 56 verantwortliche Brüder die „Berliner Erklärung“. Darin wurde festgestellt, dass viele der Erscheinungen, die in einigen damaligen Pfingstgemeinden auftraten, Gemeinsamkeiten mit dem Spiritismus aufweisen. Es wirken in ihr Dämonen, welche Lüge und Wahrheit vermengen, um die Kinder Gottes zu verführen.
Die „Berliner Erklärung“ brachte geistliche Klärung und entlarvte den Geist der Pfingstbewegung. Es kam zu einer Trennung zwischen der Gnadauer Gemeinschaftsbewegung und den Pfingstgemeinden.
Ab 1960 drang die Charismatische Bewegung, die ihre Wurzeln in der Pfingstbewegung hat, in die Kirchen ein und breitete sich rasch aus. 1996 wurde mit der „Kasseler Erklärung“ die Aufnahme des Bundes Freikirchlicher Pfingstkirchen in die Deutsche Evangelische Allianz ermöglicht. Das wurde als „Jahrhundertereignis“ gefeiert.
Im Januar 2009 unterschrieben der Gnadauer Verband und der Mülheimer Verband Freikirchlich-Evangelischer Gemeinden eine Erklärung, in der behauptet wird, dass die „Berliner Erklärung“ in der heutigen Zeit keine Bedeutung mehr habe. Damit wurde dem Schwarmgeist Tür und Tor geöffnet mit allen Folgen, die das für die Gemeinden hat.
Die „Berliner Erklärung“ ist keineswegs überholt oder überflüssig geworden. Sie ist heute aktueller und notwendiger als je. Damals wie heute schleicht sich der Schwarmgeist durch das Wort ein, aber mit anderem Inhalt. Es findet eine Verschiebung statt, vom Kreuz auf Nebengleise.
Ein Schwärmer hat keinen Frieden. Er hat kein wirkliches Erkennen der Sünde und der Gnade, die selig macht. Er hat glückselige Momente, aber keinen Frieden. Jesus nimmt die Sünder an. Bei ihm gibt es Vergebung. In ihm haben wir volle Genüge. Mehr brauchen wir nicht.
Der Teufel will uns von diesem Frieden in Jesus fernhalten. Ein Schwärmer will mehr. Er ist zerrüttet in Gefühl, Verstand und Denken. Das Wort Gottes in der Bibel ist ein tragfähiges Fundament. „Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre.“ (1. Johannes 3,8).
„Suche Jesus und sein Licht, alles andre hilft dir nicht!“
Mit freundlicher Genehmigung
Autor: Rolf Müller