AM Zachäus

Rolf Müller

Wie gewinne ich Freude? Das ist nicht einfach zu beantworten. Wie gewinne ich Reichtum, Einfluss und Macht? Dafür gibt es Schulungen und Seminare. Der Zöllner Zachäus in Lukas 19 könnte ein solcher Berater sein. Er war reich. Er hätte ein Seminar für Existenzgründer abhalten können.

Jesus kommt nach Jericho. Das sprach sich herum. Zachäus mischt sich unter das herbeigelaufene Volk. Er wollte Jesus sehen. Zachäus ist reich, aber nicht glücklich. Ihm fehlt die Freude. Er macht sich nichts vor. Er beurteilt sein Leben nüchtern. Er möchte wissen, was hinter der Begeisterung über Jesus steckt.

Dafür nimmt er sogar den Spott der Leute in Kauf. Er klettert auf einen Baum, um einen besseren Überblick zu bekommen. Jetzt konnte er alles sehen, ohne selbst gesehen zu werden. Es war ein idealer Beobachtungsposten.

Bleiben wir selber nicht auch bei manchen Gelegenheiten lieber anonym? Wir urteilen und kritisieren, wollen aber unerkannt bleiben. Es fällt uns schwer, Verantwortung zu übernehmen. Wir bleiben lieber im Verborgenen. Zachäus wollte sehen, aber nicht gesehen werden. Er wollte nicht öffentlich mit Jesus in Verbindung gebracht werden.

Jesus übersieht keinen, er sieht auch den Mann auf dem Baum. An erster Stelle steht nicht das Interesse des Zachäus an Jesus, sondern das Interesse Jesu an Zachäus. Jesus findet auch uns auf den „Hochsitzen“ unseres Lebens. Er sieht durch das Gestrüpp, mit dem wir uns tarnen. Wie zu Zachäus spricht er auch zu uns: „Steig eilend herab!“ Komm herunter von deinem Baum! Steig herab vom hohen Pferd, ich muss bei dir einkehren, mit dir reden, dich retten!

Jesus sagt nicht: „Du musst!“ Er sagt: „Ich muss!“ Die ganze Aktivität liegt bei Jesus. Wenn Jesus nicht stehenbleibt, hat Zachäus keine Chance. Dann hätte es keine Begegnung gegeben. Dann wäre alles im Sande verlaufen. Zachäus hätte von sich aus Jesus wohl kaum angesprochen.

„Hättst du dich nicht zuerst an mich gehangen,
ich wär von selbst dich wohl nicht suchen gangen;
du suchtest mich und nahmst mich voll Erbarmen
in deine Arme.“

(Christian Gregor).

Die Initiative geht von Jesus aus: „Ich muss in seinem Haus einkehren!“ Es wird nicht mitgeteilt, was die beiden im Haus besprochen haben. Aber Zachäus wurde darüber froh.

Wie gewinne ich Freude? Wenn ich mit Jesus über mein Leben spreche. Durch die Begegnung mit Jesus ändert sich mein Leben, da werde ich froh. Zachäus wurde vom Raffer zum Geber. Er machte Schluss mit Betrügereien. Er hat sich gewandelt, eine Umkehr vollzogen. Sein Reichtum war ihm nicht mehr das Wichtigste im Leben. „Heute ist diesem Haus Heil widerfahren!“

Bereinigte Vergangenheit bringt frohmachende Gegenwart. Es schwinden die Zukunftsängste. Wie gewinnen wir Freude? Wenn wir das Erlösungswerk Jesu im Glauben annehmen. Wenn uns Jesus fehlt, fehlt uns die wirkliche Freude.

Weicht, ihr Trauergeister,
denn mein Freudenmeister
Jesus tritt herein.
Denen, die Gott lieben,
muss auch ihr Betrüben
lauter Freude sein.

(Johann Franck).

Mit freundlicher Genehmigung
Autor: Rolf Müller