Der alte Mann und Pfingsten

Rolf Müller

 

„Pfingsten, das liebliche Fest war gekommen.“ So beginnt Goethe seine Fabel über „Reineke Fuchs“. Mehr kann Goethe nicht über Pfingsten sagen.

Über das Weihnachtsfest wissen viele Bescheid. Bei Karfreitag und Ostern wird es schon schwieriger. Über das Pfingstereignis herrscht geradezu peinliche Unkenntnis.

Die Bibel berichtet über ein erfülltes Versprechen Jesu: „Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen.“ Das geschah zu Pfingsten. Der alte Mann weiß, dass der Heilige Geist eine Person ist. Er lehrt, er leitet, er tröstet, er steht bei, er ruft zum Dienst, er sendet aus, er vertritt uns. Man kann den Heiligen Geist belügen, betrüben, lästern, ihm widerstehen.

Das Wort Gottes bezeugt, dass der Heilige Geist eine Person ist. Eine Person hat Kraft und Einfluss. Aber der Heilige Geist ist keine Kraft und kein Einfluss. Der Heilige Geist will über uns verfügen. Nicht wir haben ihn, er will uns haben.

Der Heilige Geist ist keine Flüssigkeit, auch wenn in der Bibel der Ausdruck „den Geist ausgießen“ gebraucht wird. Der Herr Jesus bezeichnet die Gläubigen an einigen Stellen als Schafe und Reben. Aber sie sind deshalb keine Wolllieferanten oder Saftspender.

Dem alten Mann ist bewusst, dass der Heilige Geist nicht irgendwie aus der Luft, sondern aus dem Wort Gottes kommt. Der Heilige Geist bindet sich an das Wort der Schrift. In dem Maß, wie wir dem Wort Gottes Raum geben, kann Gott durch den Heiligen Geist Raum in unserem Herzen machen.

Der Heilige Geist wirkt neues, ewiges Leben. Dieses neue Leben können wir nicht selber schaffen. Das kann nur Gott geben durch eine neue Geburt. Jesus Christus hat uns dieses Leben durch sein Blut erworben. Es ist das Leben aus Gottes Geist. Wir müssen von neuem geboren werden.

Wir hören auf, uns vor Gott zu rechtfertigen. Wir setzen unser Vertrauen auf Jesus. Der hat sich für unsere Schuld kreuzigen lassen. Wir verlassen uns auf das, was Gott getan hat. Wir nehmen Jesus Christus als unseren persönlichen Herrn und Erlöser auf.

Gott schenkt uns das neue ewige Leben. Wir gehören Christus an. Wir sind neue wiedergeborene Menschen. In uns lebt der auferstandene Jesus durch den Heiligen Geist. Unsere Gesinnung ändert sich. Wir haben den Frieden Gottes, der höher ist als alle Vernunft.

Der alte Mann ist  froh und dankbar, dass der Herr Jesus zu Pfingsten seine Verheißung wahrgemacht und uns den Heiligen Geist gegeben hat, der uns in alle Wahrheit leitet.

 Gottes Geist gibt Zeugnis unserem Geist, dass wir Gottes Kinder sind. Der Geist hilft unserer Schwachheit auf. Durch den Heiligen Geist können wir zu Gott Abba, lieber Vater sagen. Der Heilige Geist ist das Unterpfand unserer Seligkeit.

Pfingsten ist nicht nur ein liebliches Frühlingsfest, sondern ein einmaliges, nicht beliebig wiederholbares Heilsereignis. Wie es kein neues Weihnachten, keinen neuen Karfreitag und kein neues Ostern gibt, wird es auch kein neues Pfingsten geben. Pfingsten ist die Geburtsstunde der Gemeinde Jesu.

 

Gelobet sei der Herr, mein Gott, mein Licht, mein Leben,
mein Schöpfer, der mir hat mein Leib und Seel gegeben,
mein Vater, der mich schützt von Mutterleibe an,
der alle Augenblick viel Guts an mir getan.

Gelobet sei der Herr, mein Gott, mein Heil, mein Leben,
des Vaters liebster Sohn,der sich für mich gegeben,
der mich erlöset hat mitseinem teuren Blut,
der mir zum Glauben schenkt das allerhöchste Gut.

Gelobet sei der Herr, mein Gott, mein Trost, mein Leben
des Vaters werter Geist, den mir der Sohn gegeben,
der mir mein Herz erquickt, der mir gibt neue Kraft,
der mir in aller Not Rat, Trost und Hilfe schafft.

(Johann Olearius).

Mit freundlicher Genehmigung
Autor: Rolf Müller