Der alte Mann und das Sorgenverbot (Matthäus 5,25-34)

Rolf Müller

„Sorgt euch nicht!“ Das ist ein Gebot Jesu. Niemand kann durch Sorgen sein Leben auch nur um einen Tag verlängern. Wir haben keinen Einfluss auf das Morgen. Unser Vater im Himmel weiß, was wir brauchen. Wir müssen uns nicht um Nahrung und Kleidung sorgen. Wenn es uns um Gottes Reich und seine Gerechtigkeit geht, wird er uns das Übrige dazu geben.

Der alte Mann weiß, dass das keine Aufforderung ist, alle fünfe gerade sein zu lassen. Eine Frau verstand die Aufforderung Jesu so, als ob sie sich um gar nichts mehr kümmern solle. Sie war gesund, hatte Geld und eine Verkaufsstelle in ihrer Nähe. Aber sie saß zu Hause auf dem Sofa und wartete darauf, dass ihr jemand Brot in die Wohnung bringt. Sie wollte gespeist werden wie der Prophet Elia am Bach Krit. Sie hielt das für einen starken Glauben. Aber das ist Schwärmerei.

Dem alten Mann ist klar, dass wir unsere täglichen Aufgaben nicht vernachlässigen dürfen. Es gibt natürlich viele Dinge, die man nicht beeinflussen kann. Es gibt Dinge, die wir nicht in der Hand haben, die nicht in unserer Macht stehen. Die dürfen wir getrost in die Hand unseres himmlischen Vaters legen. Bei ihm sind sie gut aufgehoben. Bei ihm sind alle Dinge möglich. Er kann!

„Demütigt euch deshalb unter Gottes mächtige Hand, dann wird er euch auch zur richtigen Zeit erhöhen. Und werft in Demut alle eure Sorgen auf ihn, denn er sorgt sich um alles, was euch betrifft.“ (1. Petrus 5,6-7).

Welch ein Trost! Leider sind viele Christen halbherzig. Sie werfen ihre Sorgen auf den Herrn. Aber sie lassen sie nicht bei ihm, sondern nehmen sie wieder mit. Sie misstrauen Gott. Sie glauben seinem Wort nicht. Sie trauen Gott nicht zu, dass er hilft. Sie wollen ihm unter die Arme greifen. Das ist Gotteslästerung.

Der alte Mann erfährt hin und wieder, dass Dinge auf ihn zu kommen, die ihm Angst machen. Er bewegt sie in seinen Gedanken und im Herzen. Er lässt sich von ihnen gefangen nehmen. Er findet keinen Ausweg aus dem Gefängnis seiner Sorgen. Dabei vergisst er, dass die Tür offen steht. Er kann seine Sorgen auf den Herrn werfen. Bei ihm ist Hilfe.

„Herr Gott, du bist unsere Zuflucht für und für. Ehe denn die Berge und die Welt geschaffen waren, bist du, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit.“ (Psalm 90, 1-2).

Wer sich auf Gottes Wort und seine Verheißungen stützt, der ist geborgen. Kennen wir Gottes Wort? Dem alten Mann sind Leute begegnet, die sich fälschlich auf den Herrn berufen haben. Ein gläubiger Bruder behauptete: „Wir müssen uns im Auto nicht anschnallen. Der Herr Jesus beschützt uns!“ Und ein anderer, der mit dem Auto in eine Einbahnstraße in der falschen Richtung fuhr, rief: „Vorwärts, Brüder, der Herr ist mit uns!“ In beiden Fällen ist nichts passiert. Aber hat Gott in seinem Wort den Seinen wirklich versprochen, sie zu bewahren, auch wenn sie sich über Regeln hinwegsetzen? Können wir uns auf ihn berufen, wenn wir uns leichtsinnig selbst in Gefahr begeben? Für den alten Mann ist das Missbrauch des Wortes Gottes und Schwärmerei.

Wir sind aufgerufen, unsere Sorgen auf den Herrn zu werfen. Das entbindet uns aber nicht von unserer Verantwortung. Das ist kein Grund, die Hände in den Schoß zu legen. Faulheit segnet Gott nicht.

„Ich suchte den Herrn und er hat mich erhört, hat mich von meinen Ängsten befreit. Wer auf ihn blickt, wird strahlen; sein Vertrauen wird niemals enttäuscht. Der Hilflose rief und der Herr hörte und half ihm aus allen seinen Nöten.“ (Psalm 34, 5-7).

 

Hast du eine Sorgenlast,
die dir raubet Fried und Rast:
Jesu Herz dir offen steht,
mach aus Sorgen ein Gebet!

Bist du traurig und allein,
drückt dich Angst und große Pein:
dein Erbarmer dich versteht;
suche Tröstung im Gebet!

Was dein Herze auch bewegt,
ob sich Schmerz, ob Freude regt:
flieh zu Jesus früh und spät,
mach aus allem ein Gebet.

(Dora Rappard).

 

Mit freundlicher Genehmigung
Autor: Rolf Müller