Rolf Müller
Ein Köder soll ahnungslose Fische anlocken, deshalb muss er verlockend aussehen. Satan wirft seinen Köder so geschickt in die Gemeinde Jesu, dass der damit verbundene Angelhaken verborgen bleibt. Satan hat mit seinen Lügen, Schlingen und Irrlehren nichts Neues und schon gar nichts Gutes zu bieten. Seine Lügen sind immer die gleichen. Aber er versteht es, sie meisterhaft zu verpacken und sie jeder neuen Generation schmackhaft zu machen. Sein finsteres Talent ist fähig, Irrtum als Wahrheit, Bitteres als Köstlichkeit, Finsternis als Licht, Gift als Arznei und Sünde als Tugend zu verkaufen.
Er kredenzt einen Becher schmutzigen Wassers wie ein Glas edlen Wein. Er füllt die Seelen mit Spreu, weil er verhindern will, dass sie sich mit Weizen nähren. Er überredet die Weisen, sich in ihren Gottesdiensten wie Toren aufzuführen. Er betört die Gelehrten, kindischen Fabeln zu glauben und bringt die Menschen dahin, unter dem Vorwand, Gott zu ehren, ihn zu verhöhnen und zu lästern. Das gelingt ihm, weil in vielen christlichen Gemeinden geistliches Unterscheidungsvermögen nicht vorhanden ist.
Die Gesetzlosigkeit ist geheimnisumwittert, vor allem, wo es sich um geistliche Dinge handelt. Satan ist darauf aus, Gottes Ehre zu schmälern, den christlichen Glauben zum Gespött zu machen und auf diese Weise uns um Christus, das Evangelium und den Himmel zu betrügen. So harmlos manche Irrlehren auch scheinen, sie haben ihre Wurzel und ihren Ursprung in Satan. Sie sind oft geschickt formuliert, dass es nicht einfach ist, sie zu enttarnen. Hinter der frommen Gesetzlosigkeit verbirgt sich eine tückische Intelligenz, die Halbwahrheiten schlau verbrämt, um sie als volle Wahrheit anzubieten.
Die Irrtümer in Lehre und Leben werden in einer anderen Welt fabriziert, die noch finsterer und verdorbener ist als unsere. Ihre Anziehungskraft ist kein Zufall. Die Irrlehren können scheinbar aus zuverlässigen Quellen kommen. Sie können den Stempel einer Kirche tragen, die einmal sehr gut und erfolgreich war, von Theologen, deren Lehre früher gesund war.
Der Teufel versucht die Menschen zu hypnotisieren. Wir dürfen uns nicht verzaubern und verführen lassen. Wir dürfen seinen Köder nicht schlucken. Wir dürfen kein anderes Evangelium annehmen. Wir dürfen die Wahrheit nicht aufgeben. Der Irrtum kommt oft in geschmackvoller Aufmachung und mit geschickter Werbung auf uns zu. Dass Satan Erfolg hat, liegt an unserer menschlichen Verdorbenheit und an unserem intellektuellen Stolz.
Man will nicht unmodern, von gestern und rückständig sein. Man will Vorreiter sein und neue Wege gehen. Man will das Pferd, mit dem man jahrelang erfolgreich geackert hat, schlachten, ohne einen Traktor zu besitzen. Wer sich einmal verzaubern lassen hat, der wechselt unbedenklich mit geschlossenen Augen die Richtung. Den Haken im Köder sieht man nicht. Man lässt sich ohne Widerstand gefangen nehmen.
Der Teufel achtet auf die wechselnden Stimmungen in der Christenheit. Er beobachtet den Markt und stellt sich darauf ein. Wenn sich das Christenvolk nach einer Erweckung sehnt, liefert er sie in Form von einer turbulenten gefühlsmäßigen Erfahrung, einer Ekstase. Haben die Gemeinden Kummer mit sinkenden Besucherzahlen, kommt ein tüchtiger Jugendleiter, der die Sache in Ordnung bringt. Fühlt sich die Gemeinde intellektuell nicht auf der Höhe? Da empfiehlt er Theologen, die neuesten Theorien aufzutischen wissen.
Der Teufel wird den Menschen alles geben, was sie wünschen, bis auf eines: das einfache Evangelium von Jesus Christus. Alles andere wird er mit größtem Vergnügen liefern. Die größten Helfer des Teufels sind fromme Extremisten. Das sind Leute, die eine gute Sache unbedingt ein wenig übertreiben müssen. Viele in der Kirchengeschichte aufgekommene Irrtümer verdanken wir der Vermittlung von Extremisten.
Extremisten haben es zu allen Zeiten verstanden, die Wahrheit in Irrtum zu verkehren. Sie verwandeln Gottes Gnade in Weitherzigkeit, Freiheit in Zügellosigkeit, Gesetz in Gesetzlichkeit, Glaube in Einbildungskraft, Hirtenamt in Kommandozentrale, biblische Absonderung in klösterliche Weltflucht, Geheimnisse in Mystizismus und Frömmigkeit in Frömmelei. Der Extremist dreht die Schraube fest und gibt keine Ruhe, bis sie überdreht ist.
Wir brauchen Christen, die Unterscheidungsvermögen besitzen, die sich die Mühe machen, die neuen Töne in Predigt und Gottesdienst zu durchdenken. Wahrheit, die verletzt ist besser als Irrtum, der schmeichelt. Der urteilsfähige Christ ist ein Spielverderber Satans. Er erkennt den Haken im Köder. Früher wurden solche Christen auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Heute werden sie verklagt, in den Medien verunglimpft und angeprangert.
Geliebte, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie von Gott sind, denn es sind viele falsche Propheten hinausgegangen in die Welt. (1. Johannes 4,1).
Mit freundlicher Genehmigung
Autor: Rolf Müller