Der alte Mann und der Prophet Elia (2)

Rolf Müller

Elia hat viel Wunderbares mit Gott erlebt. Jetzt ist er plötzlich an einem Tiefpunkt angelangt. Elia ist am Boden zerstört. Er kann nicht mehr. Ist es körperliche und seelische Übermüdung? Ist es Stress? Elia kann keinen klaren Gedanken mehr fassen. Elia kann nicht mehr, also kann auch Gott nicht mehr.

Der alte Mann kennt auch solche Zeiten in seinem Leben. Da scheint alles trüb und aussichtslos zu sein. Da lässt er sich von seinen Problemen bestimmen. Die Erfahrungen, die er mit Gott gemacht hat, verblassen.

Elia sieht keinen Ausweg, er hat Angst. Isebel erscheint ihm realer als Gott. Er sieht keine schnelle Lösung seiner Probleme. Elia hält sich für einen, der allein übrig geblieben ist.

Aber Elia ist nicht allein. Gott lässt ihn nicht im Stich. Gott hat die richtige Therapie für ihn: Zeit und Ruhe, Schlafen und Essen.

Auch dem alten Mann hat Gott schon oft gezeigt, dass er nicht allein ist. Da sind die vielen Glaubensgeschwister, die den gleichen Weg gehen. Und aus der Bibel weiß er, dass der Herr ihn trägt und nicht im Stich lässt. Der Feind versucht, uns diese Gewissheit zu rauben.

Elia wird von Gott gefragt: „Was machst du hier?“ Das bringt ihn zum Nachdenken. „Was ist Mitte und Sinn meines Lebens? Welche Ziele habe ich?“ Elia darf sein Herz vor Gott ausschütten. Er breitet alle seine Sorgen und Bedenken vor Gott aus. Gott offenbart sich ihm. Er zeigt dem Elia seine Liebe und Fürsorge. Im stillen sanften Säuseln begegnet er dem Elia.

Auch der alte Mann hat schon oft erfahren, dass er von Gott geliebt und angenommen ist. Gottes Liebe verändert unser Leben. Wir müssen nicht so bleiben wie wir sind. Die Liebe Christi beflügelt uns. Wir bekommen Kraft und Stärke geschenkt. Gott erteilt uns Aufträge. In der Verbindung mit ihm lernen wir Gehorsam.

Der alte Mann ist überzeugt, dass es auch weiterhin in seinem Leben Höhen und Tiefen geben wird. Mit Gottes Hilfe können wir sie bewältigen. Der Herr denkt an uns und segnet uns. Wenn wir am Boden zerstört sind, tröstet er uns mit seiner Hilfe. Unser Herr ist größer als alle Not und alles Leid.

Ein starker Mann wie Elia verzweifelt. Wie ist das möglich? Der alte Mann weiß, dass er auch jederzeit in eine solche Krise kommen kann. Wer steht, sehe zu, dass er nicht falle. Wenn wir uns auf unsere eigene Kraft verlassen, geht es schief. Paulus ermahnt uns nicht umsonst: „Übrigens, Brüder, seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke:“ Und Martin Luther stellt fest: „Mit unsrer Macht ist nichts getan, wir sind gar bald verloren.“

Unser Kampf richtet sich nicht gegen Fleisch und Blut. Wir haben es mit Fürstentümern und Gewalten zu tun. Geistliche Mächte der Bosheit machen uns zu schaffen. Ohne die uns von Gott geschenkte Waffenrüstung können wir nichts ausrichten.

Elia resigniert. Er blickt wie gebannt auf die gerissene, skrupellose und unbarmherzige Isebel. Er verliert die Nerven und sucht sein Heil in der Flucht. Unter dem Ginsterstrauch bittet er Gott, sterben zu dürfen. „Es ist genug! So nimm nun, Herr, meine Seele. Ich bin nicht besser als meine Väter.“

Es ist gut, dass sich Elia in seiner Not Gott zuwendet. ER schüttet sein Herz vor dem Herrn aus. Elia ist aufrichtig, er verheimlicht dem Herrn seine Gedanken nicht. Er wendet sich in seiner Mutlosigkeit an Gott. Der Herr lässt den Elia nicht sterben. Er hat andere Pläne mit ihm. Wir dürfen uns nicht von widrigen Umständen entmutigen lassen. „Größer als der Helfer ist die Not ja nicht!“ Wir dürfen vertrauensvoll auf unseren Herrn schauen. Gott vergisst uns nicht.

Gott vergisst auch den Elia nicht. Er versorgt ihn mit Nahrung und gibt ihm Schlaf. Danach bekommt Elia einen neuen Auftrag von Gott. „Steh auf, iss, denn du hast einen weiten Weg vor dir!“ Elia war nicht dem Willen Gottes gefolgt, als er feige vor Isebel floh. Aber die Gnade Gottes verließ seinen Diener auch nicht in der Stunde, wo Elia sie besonders brauchte. Die Liebe Gottes basiert nicht auf unseren Leistungen und Fähigkeiten.

 

Ihr Armen und Elenden
zu dieser bösen Zeit,
die ihr an allen Enden
müsst haben Angst und Leid,
seid dennoch wohlgemut,
lasst eure Lieder klingen,
dem König Lob zu singen,
der ist euer höchstes Gut.

(Michael Schirmer).

 

Mit freundlicher Genehmigung
Autor: Rolf Müller