Der alte Mann und die Trennung

Rolf Müller

Einheit ist gut. Trennung ist schlecht. Kann man das so absolut sagen? Die Menschheit strebt seit jeher nach Einheit. Der alte Mann erinnert sich an eine Zeit, in der das Motto hieß: „Ein Volk, ein Reich, ein Führer!“ Später verkündete man: „Proletarier aller Länder, vereinigt euch!“ Das alles hat nicht so richtig funktioniert. Das Streben nach Einheit ist geblieben. Vereinte Nationen, vereintes Europa, eine Welt!

Wie sieht es im Christentum mit der Einheit aus? Die Gemeinde Jesu sollte nach dem Willen ihres Herrn eins sein. Sie sollte sich durch Einigkeit im Geist auszeichnen. Sie sollte in Wahrheit und Liebe verbunden ein Herz und eine Seele sein.

Dem alten Mann ist klar geworden, dass der Einheit in Christus Trennung vorausgehen muss. Wahrer Glaube führt zu einer großen Scheidung. Ohne die Trennung von der Welt ist eine Gemeinde wirkungslos. Christen werden aus der Welt in eine Gemeinde gestellt. Sie leben zwar noch in der Welt, aber sie gehören dem Reich Gottes an. Der Herr Jesus hat sie aus der Dunkelheit herausgeführt und in das Reich des Lichts versetzt.

Der Unterschied zwischen Christen und der Welt ist wie der Unterschied zwischen Licht und Dunkelheit. Das kann man nicht vermischen. Schon Gott hat bei der Schöpfung das Licht von der Finsternis getrennt. Licht und Finsternis sind Gegensätze wie Gott und Teufel oder Himmel und Hölle. Christen strahlen wie helle Lichter in der Dunkelheit ( 1. Thessalonicher 5, 4-8).

Christsein bedeutet nicht nur eine Trennung von der Welt im Allgemeinen. Es kann auch Trennung von Menschen bedeuten, die uns am liebsten sind. (Matthäus 10, 34-38). Wenn wir es mit dem Geist Gottes zu tun bekommen, fangen wir an, klarer zu sehen. Wir fangen an, zu verstehen, dass wir Rettung brauchen. Wir begreifen, dass wir uns nicht an diese Welt hängen dürfen. (1, Johannes 2, 15+17).

Wir können gerettet werden. Wir können in dieser Welt leben und müssen doch kein Teil von ihr sein. Wir können einen neuen Anfang machen und neues Leben haben. Was nützt es denn einem Menschen, die ganze Welt zu gewinnen und sein Leben einzubüßen? (Markus 8, 36).

Unterscheiden wir uns von dem Standpunkt und den Begierden dieser Welt? Ist uns ihre Verdorbenheit und Sinnleere bewusst geworden? Haben wir dem Herrn Jesus Christus unser Leben im Glauben anvertraut? Verlassen wir uns auf sein Wort?

Als Christen schätzen wir die Welt ein, wie sie wirklich ist. Wir machen uns keine Illusionen. Wir wissen, dass wir hier nur Gäste und Fremdlinge sind. Unsere Heimat ist im Himmel, wo unser Herr Jesus Christus ist. Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat. Wir haben die Welt verlassen, zu der wir bisher gehört haben. Wir gehören jetzt zur Gemeinde Jesu. Wir haben eine neue Sicht vom Sinn des Lebens bekommen. Wir haben eine neue Sicht von uns selbst. Wir haben eine neue Sicht von Tod und Ewigkeit. Wir sind wiedergeboren. Wir sind nun Kinder Gottes. Was für eine große Freude und Herrlichkeit!

 

Gesegnet sei das Band,
das uns im Herrn vereint,
geknüpft von Christi Liebeshand,
bleibt’s fest, bis er erscheint.

Vor unsers Vaters Thron
steigt ernstlich unser Flehn,
in Leid und Freud ein Herz, ein Geist;
so klingt’s dem Vater schön.

Und scheiden wir allhier,
so gibt’s uns tiefen Schmerz;
doch bleiben wir im Geist vereint
und pilgern himmelwärts.

Solch frohe Hoffnung stärkt
den Mut in Kampf und Plag;
wir wandern, wartend auf den Herrn
und seinen großen Tag.

Wir werden gänzlich frei
von Sünde und von Leid,
wo ewge Liebe nur regiert
in alle Ewigkeit.

(Julius Carl Grimmeli).

 

Mit freundlicher Genehmigung
Autor: Rolf Müller