Der alte Mann und die Staatsbürgerschaft (1. Thess. 1,1-10)

Rolf Müller

Der Apostel Paulus schreibt an Menschen, die zwei Staatsbürger-schaften haben. Das ist heute in der Diskussion um das Asylrecht ganz aktuell. Soll man Migranten die deutsche Staatsbürgerschaft zusätzlich zur Staatsbürgerschaft ihres Heimatlandes geben? Oder müssen sie sich für eine Staatsbürgerschaft entscheiden?

Die Thessalonicher sind zunächst Staatsbürger des Römischen Reiches in Mazedonien. Sie haben aber auch eine himmlische Staatsbürgerschaft. Der Apostel Paulus schreibt „der Gemeinde Gottes zu Thessalonich in Gott.“ Sie sind gleichzeitig in Gott. Das trifft auch für den alten Mann zu. Er ist deutscher Staatsbürger mit den entsprechenden Rechten und Pflichten. Gleichzeitig ist er in Gott.

Unser Leben ist mit Christus verborgen in Gott. Wir sind Bürger des Reiches, von dem der Heiland sagt: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“ Wir gehören in dieses Reich durch die Gnade unseres Herrn Jesus Christus. Gott hat am Kreuz Frieden mit uns gemacht. Jesus Christus ist der Eingang ins Reich Gottes. Es gibt keinen anderen. Wer Bürger des Reiches Gottes werden will, muss mit seiner Schuld zum Kreuz kommen. Anders bekommt man die himmlische Staatsbürgerschaft nicht.

„Es sei denn, dass jemand von neuem geboren werde, so kann er nicht ins Reich Gottes kommen.“ Paulus und seine Mitarbeiter danken Gott, dass die Leute von Thessalonich himmlische Staats-bürger geworden sind. Bei ihnen finden sich Werke des Glaubens. Werke gibt es auch in der Welt. Aber das sind keine Glaubenswerke. Der Dienst der Christen in Thessalonich geschieht aus Glauben.

Paulus dankt dem Herrn für die Arbeit der Thessalonicher in der Liebe. Sie tun alles aus Liebe zum Herrn. Wenn wir in der Gemeinde mitarbeiten und wir tun es nicht aus Liebe zu Jesus, dann produzieren wir Heu, Stroh und Stoppeln. Alles muss aus der Liebe geschehen.

Paulus dankt Gott für die Geduld der Thessalonicher in der Hoffnung. Sie haben Geduld, weil sie auf ihren Herrn hoffen, der wiederkommen wird. Geduld heißt ausharren. Geduld heißt drunter bleiben. Wie lange? Bis unser Herr kommt!

Werk im Glauben, Arbeit in der Liebe, Geduld in der Hoffnung. Das waren die Markenzeichen der Christen in Thessalonich. Sie wussten sich von Gott erwählt und geliebt. Das gilt auch für uns. Wir haben wie die Christen in Thessalonich die himmlische Staatsbürgerschaft. Das macht uns froh.

Wir haben das Wort Gottes in der Kraft des Heiligen Geistes gehört. Wir haben erfahren: Das Evangelium ist die Kraft Gottes. Wir schämen uns des Evangeliums nicht. Wir leben aus Glauben. Glaubende Gemeinde ist wartende Gemeinde. Wiedergeborene Gläubige warten auf ihren wiederkommenden Herrn. Jesus Christus hat uns im Himmel eine Wohnung bereitet. Er hat uns die himmlische Staatsbürgerschaft verliehen. Wir haben Wohnrecht im Himmel. Dort gibt es keine Wohnungsnot. Unsere Bleibe ist reserviert und sicher.

 

Mein Heimat ist dort droben,
da aller Engel Schar
den großen Herrscher loben,
der alles ganz und gar
in seinen Händen träget
und für und für erhält,
auch alles hebt und leget,
wie es ihm wohlgefällt.

Wo ich bisher gesessen,
ist nicht mein rechtes Haus.
Wenn mein Ziel ausgemessen,
so tret ich dann hinaus;
und was ich hier gebrauchet,
das leg ich alles ab,
und wenn ich ausgehauchet,
so scharrt man mich ins Grab.

Du aber, meine Freude,
du meines Lebens Licht,
du ziehst mich, wenn ich scheide,
hin vor dein Angesicht
ins Haus der ewgen Wonne,
da ich stets freudenvoll
gleich wie die helle Sonne
mit andern leuchten soll.

Da will ich immer wohnen,
und nicht nur als ein Gast,
bei denen, die mit Kronen
du ausgeschmücket hast;
da will ich herrlich singen
von deinem großen Tun
und frei von schnöden Dingen
in meinem Erbteil ruhn.

(Paul Gerhardt).

 

Mit freundlicher Genehmigung
Autor: Rolf Müller