Rolf Müller
Die große Masse der Christen ist heute gefangen in Babylon und ganz zufrieden damit. Sie hat keine Glaubensbeziehung zum Herrn Jesus. Es sind Namenschristen, Scheinchristen. Aber der Schein trügt. Das Etikett stimmt nicht mit dem Inhalt überein. Es sind Christen, die nicht abgesondert von der Welt leben. Man kann sie von der Welt kaum unterscheiden. Sie gehen in der Masse unter.
Es ist natürlich bequemer, wenn man nicht auffällt. Denn wenn man ein treuer Nachfolger Jesu ist, setzt man sich den Angriffen der Scheinchristen aus. Man hat Teil an der Schmach Christi. Der Knecht ist nicht größer als der Herr. Das macht Beschwerden und Mühe. Das kostet Kampf.
Nachfolger Jesu sind Boten ihres Herrn. Sie vertreten nicht ihre eigenen Gedanken und keine menschlichen Ideen. Sie sagen das Wort Gottes weiter. Sie sind Botschafter an Christi statt. Ihre eigene Person tritt in den Hintergrund. Sie sind Zeugen ihres Herrn.
Die Not der Gemeinde heute sind ihre Hirten. Nur wenige wachen treu über die ihnen anvertraute Herde. Nur wenige beschützen sie und helfen ihr zurecht, wenn sie auf Abwege gerät. Viele Hirten schwimmen einfach im Strom des Zeitgeistes mit, anstatt sich den Missständen mutig entgegen zu stemmen.
Die Verantwortlichen im Volk Gottes müssen zuerst auf das Wort Gottes hören und sich darunter beugen. Sie bemerken die Fehlentwicklungen als erste. Sie belehren, ermahnen und führen treu die Herde. Sie leiten sie auf grüne Weide und zum frischen Wasser des Wortes Gottes.
Den alten Mann bedrückt es, wenn er darüber nachdenkt, was unsere Gemeinden sein wollen, sein sollen und nicht sind. Unser Umgang mit der Bibel zeigt, welche Ehrfurcht wir vor Gott haben.
Ein Botschafter hat die Botschaft seiner Regierung weiter zu geben. Heute macht sich unter vielen Christen ein Dämmerzustand breit. Was darf angesprochen werden und was nicht? Welche Themen sind tabu? Welche Schere sitzt in unserem Kopf, die uns manche Dinge nicht sagen lässt?
Wir gebrauchen manchmal faule Ausreden, damit wir uns vor Gott nicht beugen müssen. Wir sind Heuchler. Oft hindert uns die Trägheit unseres Herzens am Dienst für Gott. Wir sollten nüchtern erwägen, ob wir noch auf dem schmalen Weg sind. Wir sollten überlegen, ob wir nach seinem Wort und Willen handeln. Wir sollten prüfen, ob wir unsere eigenen, krummen verkehrten Wege gehen und vom Herrn abgewichen sind.
Wenn es um die eigenen Häuser, um Bequemlichkeit und Komfort geht, wenden wir viel Mühe auf. Wenn es um das Haus Gottes geht, rühren wir oft keinen Finger. Nicht die Sache des Herrn setzen wir an die erste Stelle, sondern die eigenen Bedürfnisse.
Wenn wir ehrlich das Wort Gottes lesen, wird es unsere Eigensucht und unseren Ungehorsam ans Licht bringen und wird uns zur Buße führen.
„Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes!“ (Matthäus 6,33).
Wenn uns das Wohlgefallen unseres Retters und Heilands Jesus Christus wichtiger ist als die Erfüllung unserer eigenen Wünsche und Bedürfnisse, dann verherrlichen wir Gott und empfangen großen Segen.
Drum auch, Jesus, du alleine
sollst mein Ein und Alles sein;
prüf, erfahre wie ich´s meine,
tilge allen Heuchelschein;
sieh, ob ich auf bösem,
betrüglichem Stege
und leite mich, Höchster,
auf ewigem Wege.
Lass alles mich achten für Schaden,
mein Gott, und Jesus gewinnen,
dies Eine ist not.
(Johann Heinrich Schröder).
Mit freundlicher Genehmigung
Autor: Rolf Müller