Rolf Müller
„Wer auf das Wort merkt, der findet Glück; und wohl dem, der sich auf den Herrn verlässt.“ (Sprüche 16,20).
Das Buch der Sprüche in der Bibel gehört zur Kategorie der „Weisheitsliteratur“. Die Themen sind breit gefächert. Auf den ersten Blick scheint das Buch ein Sammelsurium für alles Mögliche zu sein. Es ist nicht gedacht zum Durchlesen von vorn bis hinten. Der alte Mann war gut beraten, wenn er immer wieder einzelne Verse gelesen und bedacht hat.
Ein Thema ist die Tatsache, dass die Begegnung mit Gott im Wort stattfindet. Das ist im Grunde selbstverständlich, wird aber immer wieder außer Acht gelassen. Viele Menschen hören heute nicht mehr richtig zu. Worte werden sinnentleert und entwertet. Wir haben eine Inflation des Wortes.
Das wirkt sich auch auf das göttliche Wort aus. Stark ist das Wort, wenn Gott der Sprecher ist. Schwach ist es, wenn der Mensch spricht. Vom Wort, das Gott spricht, lebt der Mensch. Himmel und Erde werden vergehen, das Wort Gottes bleibt.
Es ist das Wort, durch das Gott die Welt geschaffen hat. Jesus ist das menschgewordene Wort. Es kommt zu uns durch die Propheten und Apostel. Es ist das ewige Wort, an das wir uns im Leben und im Sterben halten können.
„Alle Worte Gottes sind durchläutert, er ist ein Schild denen, die auf ihn trauen. Tu nichts zu seinen Worten hinzu, dass er dich nicht zur Rechenschaft ziehe und du als Lügner dastehst.“ (30,5f.).
Die Zuverlässigkeit des Wortes Gottes nimmt im Buch der Sprüche einen breiten Raum ein. Daneben gibt das Buch viele praktische Anweisungen für das tägliche Leben. Es ist eine Fundgrube. Weisheit und Torheit, Gerechtigkeit und Sünde werden scharf gegenübergestellt. Immer wieder wird die Furcht des Herrn betont. Viele Verse aus dem Buch der Sprüche sind im wahrsten Sinn des Wortes Sprichwörter geworden und in die Alltagssprache eingegangen.
„Gott lässt es den Aufrichtigen gelingen und beschirmt die Frommen.“ (2,7).
„Verlass dich auf den Herrn von ganzem Herzen und verlass dich nicht auf deinen Verstand, sondern gedenke an ihn in allen deinen Wegen, so wird er dich recht führen.“ (3, 5-6).
„Geh hin zur Ameise, du Fauler, sieh an ihr Tun und lerne von ihr.“ (6,6).
„Hass erregt Hader, aber Liebe deckt alle Übertretungen zu.“ (10,12).
„Wo viele Worte sind, da geht’s ohne Sünde nicht ab, wer aber seine Lippen im Zaum hält, ist klug.“ (10,19).
„Was der Gottlose fürchtet, das wird ihm begegnen; und was die Gerechten begehren, wird ihnen gegeben.“ (10,24).
„Das Warten der Gerechten wird Freude werden; aber der Gottlosen Hoffnung wird verloren sein.“ (10,28).
„Ein schönes Weib ohne Zucht ist wie eine Sau mit einem goldenen Ring durch die Nase.“ (11,22).
„Einer teilt reichlich aus und hat immer mehr; ein anderer kargt, wo er nicht soll und wird doch ärmer.“ (11,24).
„Wer dem Geringen Gewalt tut, lästert dessen Schöpfer; aber wer sich des Armen erbarmt, der ehrt Gott.“ (14,31).
Des Menschen Herz erdenkt sich seinen Weg; aber der Herr allein lenkt seinen Schritt.“ (16,9).
„Wer zugrunde gehen soll, der wird vorher stolz; und Hochmut kommt vor dem Fall.“ (16,18).
„Gib mir, mein Sohn, dein Herz und lass deinen Augen meine Wege wohl gefallen.“ (23,26).
„Rühme dich nicht des morgigen Tages, denn du weißt nicht, was der Tag bringt.“ (27,1).
Neugierig geworden? Viel Freude und Segen beim Erkunden des Buches der Sprüche!
Aller Weisheit höchste Fülle
in dir ja verborgen liegt.
Gib mir, dass sich auch mein Wille
fein in solche Schranken fügt,
worinnen die Demut und Einfalt regieret
und mich zu der Weisheit, die himmlisch ist, führet.
Ach, wenn ich nur Jesus recht kenne und weiß,
so hab ich der Weisheit vollkommenen Preis.
(Johann Heinrich Schröder).
Mit freundlicher Genehmigung
Autor: Rolf Müller