Rolf Müller
Wahrlich, ich sage euch: Wer nicht zur Tür hineingeht in den Schafstall, sondern steigt anderswo hinein, der ist ein Dieb und Räuber. Der zur Tür hineingeht, der ist der Hirte der Schafe.
Dem tut der Türhüter auf und die Schafe hören seine Stimme; und er ruft seine Schafe mit Namen und er führt sie aus.
Und wenn er alle die Seinen hat hinausgelassen, geht er vor ihnen hin und die Schafe folgen ihm nach, denn sie kennen seine Stimme.
Einem Fremden aber folgen sie nicht nach, sondern fliehen vor ihm; denn sie kennen des Fremden Stimme nicht.
(Johannes 10,1-14).
Wie kann man die Stimme des guten Hirten erkennen? Lässt sie sich von anderen Stimmen unterscheiden? Hören wir seine Stimme in unseren Gemeinden? Das ist die große Frage.
Es ist ein Kennzeichen unserer Zeit, dass viele Christen sich wie zerstreute Schafe vorkommen, die kaum noch Orte finden, an denen sie die Stimme des guten Hirten hören. Die Stimme des guten Hirten hören wir nicht durch Eingebungen und Träume. Wir hören sie im Wort der Bibel. Wir dürfen ihn bitten, sein Wort zu verstehen.
Seine Schafe hören seine Stimme. Daran erkennt man seine Schafe. Sie folgen dem guten Hirten. Sie hören aus dem vielstimmigen Stimmengewirr die Stimme des guten Hirten heraus.
Der alte Mann erinnert sich an ein idyllisches romantisches Bild, das bei Bekannten im Wohnzimmer hing: Der gute Hirte, eine liebliche Landschaft, eine friedlich grasende Schafherde. Der Hirte trug ein kleines Lamm auf seinem Arm. Die Wirklichkeit sieht anders aus. Der Hirte steht nicht auf einer sonnenbeschienenen Wiese. Er steht mit dem Rücken zur Wand. Das ist die Situation.
Da ist von Dieben und Räubern die Rede. Von Lohnarbeitern, denen die Schafe gleichgültig sind. Sie haben kein Herz für die Schafe. Sie retten bei Gefahr ihre eigene Haut und bringen ihr eigenes Schäfchen ins Trockene.
Schon im Alten Testament ist von Hirten die Rede. Gott selbst ist der Hirte für sein Volk. Er beruft Unterhirten, die in seinem Auftrag die Herde seines Volkes weiden sollen. Die Geschichte Israels zeigt, wie diese „Hirten“ ihr Amt verrieten.
Die Hirten sollen die Herde weiden, aber sie weiden sich selbst und sie mästen sich selbst. (Hesekiel 34).
Die Pharisäer und Schriftgelehrten zur Zeit Jesu stehen genau in der Tradition dieser Hirten. Sie veruntreuen ihr Amt. Der Herr Jesus ist der gute Hirte.
Ich bin der gute Hirte.
Ich bin der gute Hirte.
Ich bin bedeutet ich bin Gott.
Ich bin der gute Hirte.
Ich bin der gute Hirte.
Ich bin der gute Hirte,
der endgültige Führer des Volkes Gottes.
Woran erkennt man den guten Hirten? Der gute Hirte gibt alles für die Schafe, sogar sein Leben.
Der Dienst des guten Hirten unterscheidet sich vom Dienst der falschen Hirten. Der Herr Jesus schildert eine Szene am Morgen. Der Tag im Schafstall beginnt.
Es gibt Diebe und Räuber, die sich für die Schafe aus egoistischen Gründen interessieren. Die spielen nicht mit offenen Karten. Die kommen nicht von vorn durch die Tür, sie schleichen von der Seite heran. Sie wollen Einfluss auf die Herde gewinnen und sie für ihre Zwecke ausnutzen.
Der gute Hirte kommt durch die Tür, von vorn, mit offenem Visier, in offizieller Mission. Zwischen dem guten Hirten und seinen Schafen besteht ein enges Vertrauensverhältnis. Der Hirte geht den Schafen voran. Sie kennen ihn. Er kennt sie. Die Schafe können seine Stimme von all den anderen Stimmen unterscheiden.
Jesus Christus ist die Tür, die Pforte zum Reich Gottes. Durch ihn haben wir Zugang. In ihm haben wir alles, das wird uns abhalten, den falschen Hirten auf den Leim zu gehen. Wir dürfen unter dem Schutz des guten Hirten unser Leben bewältigen. Wir werden ein erfülltes Leben haben, und das möglicherweise mitten in Armut und Trübsal. Christen haben nicht immer ein leichtes, aber sie haben reiches Leben, weil sie in Verbindung mit Jesus, der Quelle des Lebens stehen.
Der Herr Jesus hat uns die Kosten der Nachfolge nicht verschwiegen. Wir müssen die Kosten überschlagen. Wir wissen, was uns erwartet, wenn wir Christen werden wollen. Haben sie mich verfolgt, werden sie euch auch verfolgen. Es wird kein Zuckerschlecken sein. Wir werden auf Widerstand stoßen. Die Gesellschaft wird uns als Außenseiter abstempeln. Wir werden darauf gefasst sein müssen.
Jesus sagt nicht, dass es seine Nachfolger immer leicht haben werden. Er verkündigt kein Wohlstandsevangelium nach dem Motto: Wer Christ wird, der wird reich werden in dieser Welt. Der hat Erfolg im Beruf, wird nie krank und kann sein Leben in vollen Zügen genießen. Es kann natürlich sein, dass es uns als Christen gut geht. Aber das muss nicht so sein.
Jesus verspricht seinen Nachfolgern ein erfülltes Leben. Das kann auch bedeuten, kein dickes Bankkonto zu haben und keine große Karriere im Beruf zu machen. Aber du wirst ein Leben in voller Genüge haben. Der gute Hirte weidet dich, deshalb wird dir nichts mangeln. Der Herr Jesus hat sich den Hirtendienst nicht selber ausgesucht, er handelt im Auftrag seines Vaters, im Namen des heiligen Gottes. Wer dem guten Hirten nachfolgt, gerät in Konflikt mit der Welt.
Die Welt bezweifelt die Vollmacht Jesu. Die Menschen seiner Zeit begriffen, dass Jesus beanspruchte, der von Gott verheißene Messias zu sein. War er es oder nicht? Sie glaubten weder seinen Worten noch seinen Taten.
Jesus erklärt ihnen ganz klar: Der Vater hat mir meine Schafe gegeben, aber ihr gehört nicht dazu. Ihr wollt nicht. Ihr verweigert den Gehorsam und die Umkehr. Jesus betont noch einmal die vollkommene Einheit zwischen ihm und dem Vater im Himmel.
Dieser Anspruch ruft bei den Juden Zorn und Empörung hervor. Sie bezichtigen Jesus der Gotteslästerung. Sie hoben Steine auf und wollten ihn ohne Gerichtsverhandlung töten. Sie wollten kurzen Prozess machen.
Jesus entwich ihren Händen. Seine Zeit war noch nicht gekommen. Er zog sich für einige Zeit zurück. Er nahm eine Auszeit, bevor die letzten großen Konflikte in Jerusalem aufbrechen. Der Herr Jesus zieht sich zurück zum Gebet, um Kraft zu schöpfen. Die Juden sind geteilter Meinung.
Neben den Gegnern Jesu gibt es Menschen, die anfangen, zu glauben. Jesus hat sie in eine Entscheidungssituation gestellt. An dieser Stelle sind auch wir gefragt. Glauben wir, dass er der Sohn Gottes ist? In der Begegnung mit Jesus heißt es heiß oder kalt, alles oder nichts. Jeder von uns muss auf diese Frage persönlich antworten.
Vernehmen wir die Stimme des guten Hirten? Hinter ihm steht die Vollmacht des Sohnes Gottes. Zu seiner Herde können wir nur ganz oder gar nicht gehören. Wir können unser Leben dem guten Hirten anvertrauen oder wir können ihm fremd bleiben. Entweder erkennen wir, welches Vorrecht es ist, zu dem guten Hirten zu gehören, oder wir sind taub für seine Stimme und folgen der Stimme des Fremden irgendwohin.
Es gibt keinen schöneren Weg als dem guten Hirten zu folgen. Das Ziel ist herrlich: Ewiges Leben ohne Tod und Leid, ohne Trauer und Abschiednehmen, ohne Angst und Mühsal.
Mit freundlicher Genehmigung
Autor: Rolf Müller