Der alte Mann und die Medien

Rolf Müller

Medien sind wichtig in unserer Zeit. Nicht jeder hat die Möglichkeit, sich über die Ereignisse des Weltgeschehens umfassend zu informieren. Man kann bestenfalls ein kleines Teilstück überblicken. Fakten und Kommentare erfährt man aus den Medien. Jeder kann sich seine eigene Meinung bilden. Die Medien berichten unabhängig, neutral und wahrheitsgemäß. Man kann sich darauf verlassen.

An dieser Stelle setzen die Bedenken des alten Mannes ein. Was sind die Fakten? Was wird geschönt? Was wird verschleiert? In welche Richtung wird beeinflusst? Erfüllen alle Journalisten ihre Aufgabe?

Der alte Mann hat den Eindruck, dass manchmal die Fairness auf der Strecke bleibt. Mit einer unerträglichen Arroganz, von oben herab, setzt die veröffentlichte Meinung sich über die Anliegen der Bevölkerung hinweg. Andersdenkende werden als Idioten oder Rechtspopulisten verunglimpft. Redefreiheit ja – aber nur im Rahmen der „Political correctnes“. Außerhalb dieses Rahmens scheut man auch vor Wählerverachtung nicht zurück. Der alte Mann verzichtet an dieser Stelle auf Beispiele. Das würde den Umfang des Beitrags sprengen.

Der alte Mann ist der Ansicht, dass Journalisten nichts verschweigen und stets der Wahrheit den Vorzug geben sollten. Vor allem sollten sie sich nicht als Oberlehrer an die Wegkreuzung stellen und die Richtung bestimmen, die eingeschlagen werden soll. Es wird sicher nur wenige Menschen geben, die sich vorschreiben lassen wollen, wie sie zu denken haben. Sie wollen kein Objekt einer Volkserziehung sein. Das schürt Medienverdrossenheit und provoziert Konflikte.

Der alte Mann billigt den Journalisten eine große Verantwortung zu. Durch eine unsaubere Berichterstattung können gewollt oder ungewollt Stimmungen aufgeheizt und Feindbilder aufgebaut werden. Das widerspricht ihrer Aufgabe. Sie sollen nicht agitieren, sondern informieren.

Der alte Mann wünscht sich, dass den Sorgen der Menschen in den Medien Rechnung getragen wird. Er ist es leid, sich von den Medien sein Denken und Handeln vorschreiben zu lassen.

Er kann darauf verzichten, laufend darüber belehrt zu werden, dass Pegida-Anhänger und die AfD- Wähler schlechte Menschen sind, mit denen man möglichst gar nicht reden sollte.

Der alte Mann möchte sich nicht vereinnahmen lassen. Er möchte seine Eigenständigkeit nicht aufgeben. Wenn Medien sich als Wahlhelfer betätigen, läuten bei dem alten Mann die Alarmglocken. Soll das ganze Theater, das er als DDR-Bürger in 40 Jahren erlebt hat, wieder losgehen? Sollen die Leute wieder in eine bestimmte Richtung gedrängt und manipuliert werden?

Als Christ ist der alte Mann in besonderer Weise von den Kirchen und den kirchlichen Medien enttäuscht. Was er in kirchlichen Medien erfährt, unterscheidet sich kaum von den Veröffentlichungen der Politiker. Man folgt fast zwanghaft den Leitlinien der Politik. Das Wort Gottes wird verworfen, der Zeitgeist wird als verbindliche Wahrheit angenommen.

Auf manchen Gebieten eilt die Kirche sogar in vorauseilendem Gehorsam voran. Die Warnungen des Evangeliums werden in den Wind geschlagen. Dem Wort Gottes wird keine Bedeutung für die Gestaltung des Lebens zugestanden.

Die Kirche hat das apostolische Glaubensbekenntnis durch ein politisches Bekenntnis ersetzt. Ohne Not verlässt die Kirche ihre eigentliche Bestimmung. Der Humanismus verdrängt den Menschensohn. Man predigt Erlösung durch Solidarität statt durchs Blut Christi.

Das neue Evangelium heißt Energiewende, Klimaschutz und Atomausstieg. Es waren deutsche Theologieprofessoren, die die Bibel entmythologisieren wollten. Aber weil die Bibel kein Mythos ist, kann man aus ihr auch keinen Mythos entfernen. Und so leidet die Kirche heute an einer Problematik, die es ohne diese Theologen gar nicht gäbe. Dass manche Journalisten eine bestimmte politische Position vertreten, ist auf eine gewisse Weise verständlich. Aber dass kirchliche Medien mit Fleiß den Ast absägen, auf dem sie sitzen, findet der alte Mann paradox.

 

Die Wahrheit wird jetzt unterdrückt,
will niemand Wahrheit hören;
die Lüge wird gar fein geschmückt,
man hilft ihr oft mit Schwören;
dadurch wird Gottes Wort veracht,
die Wahrheit höhnisch auch verlacht,
die Lüge tut man ehren.

(Johann Walter).

 

 

Mit freundlicher Genehmigung
Autor: Rolf Müller