Gottvertrauen in schwieriger Zeit (Daniel 6)

Rolf Müller

Fest und treu wie Daniel war
nach des Herrn Gebot,
sei der Kinder Gottes Schar
in der größten Not.
Bleibe fest wie Daniel,
stehst du auch allein.
Wag es treu vor aller Welt
Gottes Kind zu sein.

(Johanna Meyer).

 

Daniel ist uns ein großes Vorbild. Sein Vertrauen auf Gott ist in allen Lebenslagen fest und stark. Mit ca. 16 Jahren wurde er von den Babyloniern aus Jerusalem weggeführt. Er hat inzwischen viel erlebt und einige Regierungen in Babel überlebt. In allen Situationen vertraute Daniel seinem Gott. Als junger Mann verlor er Heimat, Eltern und Freunde.

Er bekam die Chance, eine große Karriere am Königshof in Babel zu machen. Inzwischen hatte er ein Alter von 80 Jahren erreicht. Was war alles in diesen Jahrzehnten geschehen?

Daniel hatte den Aufstieg des babylonischen Reiches unter Nebukadnezar miterlebt und dann den Zerfall dieses Reiches. Er erlebte die Machtübernahme durch die Meder und Perser. Darius, der Meder, wurde als Regent eingesetzt. Der eigentliche Herrscher über das gesamte Weltreich war König Kores.

In all den wechselhaften Situationen, in guten und schweren Zeiten, vertraute Daniel seinem Gott. Er gehorchte ihm und richtete sich nach seinem Wort. Daniel dient seinem Gott von ganzem Herzen. Er bleibt inmitten von Sünde und Götzendienst standhaft. Er verunreinigte sich nicht. Er schloss keine faulen Kompromisse.

Daniel war durch seine Charaktereigenschaften beim König sehr beliebt. Er wollte Daniel über sein ganzes Reich setzen. Das erregte den Neid und den Missmut der übrigen Minister. Sie suchten Daniel Fehler nachzuweisen, fanden aber nichts. So beschlossen sie schließlich, seinen Glauben und Gottesdienst als Anklagepunkt gegen ihn vorzubringen. Die Fürsten und Statthalter überredeten den König, eine Verordnung zu erlassen. 30 Tage lang sollte nur der König angebetet werden, kein anderer Gott. Wer zuwiderhandelt, sollte in die Grube zu den Löwen geworfen werden.

Der König gab die Verordnung bekannt und die Fürsten und Statthalter legten sich auf die Lauer. Sie wollten Daniel auf frischer Tat ertappen. Sie wussten von seinem offenen Fenster nach Jerusalem und seinen täglichen Gebeten.

Daniel erfuhr von dem Gesetz. Er hätte durchaus Kompromisse schließen können. 30 Tage – das geht schon mal. Da bete ich eben mal 30 Tage nicht und dann ist es vorbei. Warum soll ich denn meinen Kopf soweit aus dem Fenster lehnen? Das muss doch nicht sein!

Wenn wir ehrlich sind, wir verstecken uns als Christen doch lieber, als Verantwortung zu übernehmen und Zeuge unseres Herrn zu sein. In einer schwierigen Lage verleugnen wir ihn doch lieber, anstatt seinen Namen vor den Menschen zu bekennen. Wir weichen aus und suchen der Gefahr der Löwengrube zu entkommen. Ich kenne den Menschen nicht!

Daniel hat nicht geklagt und gejammert, weil er in so einer schrecklichen Zeit leben musste. Er hat sich das nicht ausgesucht. Daniel diente seinem Gott ohne Unterlass. Das blieb nicht unbemerkt. Das merkten die Leute in seiner Umgebung.

Daniel hatte ein offenes Fenster nach Jerusalem. Er hielt seinen Kopf aus dem Fenster. Wer seinen Kopf hinauslehnt, kann leicht eins draufkriegen. Daniel hätte ja heimlich beten können. Keiner hätte das gemerkt. Er hätte der Gefahr ausweichen können. An Daniel kann sich jeder von uns „eine Scheibe abschneiden“. Daniel ist ein großes Vorbild.

Er führte seine Amtsgeschäfte am Königshof ohne Skandale, ohne Affären, ohne Korruption. Seine Gegner konnten nichts Nachteiliges an ihm finden außer seinem Gottesdienst. In all den Jahren Staatsdienst hat sich Daniel nichts zu Schulden kommen lassen. Es gibt nur wenige Politiker in der heutigen Zeit, von denen man das ebenfalls sagen kann.

Weil man nichts Nachteiliges bei Daniel findet, spinnt man eine Intrige. Seine Gottesfurcht soll ihm zur Falle werden. Daniel macht keinen Kompromiss. Er lässt auch nicht seine politischen Beziehungen spielen. Er führt kein persönliches Gespräch mit Darius, der ihm wohlgesonnen ist. Daniel vertraut seinem Gott. Er sucht das Gebet. Er spricht mit seinem Herrn.

Gott erhört den Daniel anders, als wir es erwarten würden. Er bewahrt Daniel nicht vor der Löwengrube, aber in ihr. Er errettet ihn auf wunderbare Weise. Nicht immer erfahren wir in so eindrücklicher Weise die sofortige Hilfe.

Im Hebräerbrief Kapitel 11 haben wir eine Aufzählung von Glaubenshelden, die Gott die Treue hielten. Da heißt es am Ende:
Sie erfuhren Spott und Geißelung, dazu Ketten und Gefängnis, sie wurden gesteinigt, zersägt, versucht, sie erlitten den Tod durchs Schwert (…) erlitten Mangel, Bedrückung, Misshandlung (…).

Das ist schockierend. Möchtest du zersägt werden? Ich nicht! Daniel wird nicht gerettet vor der Löwengrube, er muss hinein! Er ist 80 Jahre alt! Und dann packen sie ihn und werfen ihn hinab! Sie haben ihn nicht vorsichtig mit dem Sanitärlift hinuntergelassen. Da wurde keine Rücksicht genommen. Daniel wusste nicht, wie es ausgehen wird.

Bei Daniel schenkt Gott eine gute Wendung, er bleibt unversehrt. Gott hält die Rachen der Löwen zu. Als der König am nächsten Morgen zur Löwengrube kam, wurde er sehr froh und ließ Daniel aus der Grube herausziehen. Er war unverletzt.

Der König ließ die Männer holen, die Daniel verleumdet hatten und ließ sie in die Grube werfen. Sofort fielen die Löwen über sie her und zerrissen sie. Gottes Gerechtigkeit hatte gesiegt. Darius verkündete einen Erlass am alle Völker seines Herrschaftsbereichs. Der Gott, der Daniel vor den Löwen bewahrt hatte, sollte von allen verehrt und angebetet werden.

Vielleicht hoffen wir ja in Deutschland auf einen ähnlichen Erlass der Regierung. Vielleicht träumen wir davon, dass in der Verfassung ein deutlicherer Gottesbezug verankert wird. Der alte Mann ist sich nicht sicher, ob das gut wäre. Glauben und Gottesfurcht kann man nicht per Dekret verordnen.

Natürlich wünschen wir uns ein friedliches Leben als Christen. Wir wünschen uns Wohlstand, Gesundheit, Freude und gute Tage. Aber dafür haben wir keine Garantie. Auf unserem im Wort Gottes verankerten Garantieschein für unser irdisches Leben steht etwas, was uns nicht so recht gefallen will:

Haben sie mich verfolgt, werden sie euch auch verfolgen. Der Knecht ist nicht größer als der Herr.
Gott hat uns kein bequemes Leben verheißen, aber ein überaus herrliches Ziel. Nach einem Leben in schwierigen Umständen erwartet uns eine wahrhaft „himmlische Ruhestandsregelung“.

Dem Herrn aller Herren, dem König aller Könige, dem allein wahren Gott und unserm Herrn und Heiland Jesus Christus sei Preis und Ehre in alle Ewigkeit! Amen.

 

Mit freundlicher Genehmigung
Autor: Rolf Müller