Der alte Mann und die Gemeinde in Thyatira (Offenbarung 2, 18-29)

Rolf Müller

In Thyatira gab es keine besonderen Stätten des Kaiserkults und der Götzenverehrung. Die Nachfolger Jesu konnten dort in Frieden ihres Glaubens leben. Wir Christen in Deutschland sind heute in einer ähnlichen Situation. Wir werden nicht bedroht. Wir können ungehindert die Gemeindeveranstaltungen besuchen.

Der alte Mann sieht, dass es trotzdem große Gefahren für die Gemeinde gibt. Sie sind sogar größer als in der Bedrängnis. Wenn es den Christen gut geht, kommen sie leicht auf abwegige Gedanken. Sie fangen an, mit dem Wort Gottes zu spielen.

Die Gemeinde Thyatira war durch den Schwarmgeist gefährdet. Das Übel, das sich schon in Pergamon angedeutet hatte, hat sich in Thyatira verschlimmert. Sauerteig, wenn er nicht ausgefegt wird, breitet sich aus. In Pergamon waren es „einige“, die an der Lehre Bileams festhielten, in Thyatira gibt es eine Prophetin in der Gemeinde. Das Übel ist vom Rand in die Mitte gerückt.

Der Herr Jesus hat gegen die Gemeinde Thyatira, dass sie das Böse duldet. Die Gemeinde ist tolerant. Jesus hasst eine Toleranz, die falsche Lehre stumm gewähren lässt.

Der alte Mann erlebt, dass auch in unserer Zeit im Namen der Toleranz gefordert wird, zu Irrlehren zu schweigen. Wenn wir das tun, haben wir den Herrn gegen uns. Er stellt sich der Gemeinde vor: „Das sagt der Sohn Gottes, der Augen hat wie Feuerflammen!“ Er sieht alles. Er sieht durch. Er lässt sich nicht durch Fassaden blenden. Seine Augen sehen die Sünde. Er duldet sie unter keinen Umständen. Er liebt die Sünder, aber hasst die Sünde.

Die Füße Jesu sind wie Golderz. Er kann alles zertreten. Niemand kann seiner Kraft und Stärke standhalten. Jesus hat wider die Gemeinde Thyatira, dass sie das Weib Isebel duldet. Sie nennt sich Prophetin. Sie lehrt und sie verführt die Gemeindeglieder zu Hurerei und Götzenopfer.

Der alte Mann ist sich nicht sicher, ob tatsächlich eine Frau dieses Namens gemeint ist. Es kann auch eine symbolische Bezeichnung für die falsche Lehre sein. Diese Isebel wurde in der Gemeinde als Prophetin anerkannt. Ein gottloses Element wurde in der Gemeinde als Sprachrohr Gottes anerkannt. Es gibt aber auch in Thyatira trotzdem noch wahre Gläubige. Es gibt in der Gemeinde treue Zeugen, die Gemeinschaft mit Jesus im Himmel haben werden. Das aber nicht wegen, sondern trotz ihrer Gemeinde.

Gegen Thyatira hat der Herr Jesus Christus, dass die Gemeinde Isebel duldet und Götzendienst toleriert. Der alte Mann sieht mit Besorgnis, dass solche falsche Toleranz auch heute gang und gäbe ist. Auch heute setzt man sich über Warnungen im Wort Gottes hinweg. Man schweigt zu Irrlehren und sündigen Praktiken. Viele lassen sich in den heute angesagten Einheitswahn ziehen. Es wird behauptet, wer keine Einheit mit allen möglichen Richtungen will, sei ungehorsam.

Der alte Mann weiß, dass es ein kostbares Gut ist, wenn Gläubige ein Herz und eine Seele sind. Wenn Einigkeit im Geist herrscht, dann ist das schön. Wenn aber Einigkeit in falscher Lehre besteht, dann ist das gar nicht schön. Dann hat man nämlich den Herrn Jesus selber gegen sich.

 

Wir sind dein Eigentum,wir sind in deinen Händen.
Wir trauen deiner Macht an allen Enden.

Wir sind in großem Kampf, wir sind in großem Frieden,
Vergebung unsrer Schuld ist uns beschieden.

Wir irren jeden Tag, wir zweifeln und wir sorgen,
und dennoch bleibt das Herz in Gott geborgen.

Wir sind in seiner Hand, wir sind von ihm umgeben.
O Herr, wir danken dir für dieses Leben.

(Hans-Georg Lotz).

 

Mit freundlicher Genehmigung
Autor: Rolf Müller