Rolf Müller
Der natürliche Partner des Glaubens ist das Gebet. Manche Leute beten nur, wenn ihnen das Wasser bis zum Hals steht. Manche betrachten Beten als eine religiöse Technik, mit der man ein „höheres Wesen“ dazu bringt, dem Betenden ein Anliegen zu gewähren.
Wer Gott kennt, wird beten: „Nicht mein, sondern dein Wille geschehe.“ „Aufgabe des Beters ist nicht, Gottes Pläne zu ändern, sondern ihn zu verherrlichen und für diese Pläne zu danken.“ Wer überzeugt ist, dass Gott ihn liebt, der weiß, dass Gottes Wille besser ist als sein eigener.
Manche Beter versuchen, Gott „herumzukriegen“. Sie versuchen eifrig ihren eigenen Glauben zu mobilisieren. „Wenn ich nur fest glaube, dass Gott mich erhört, wird er es tun!“ Der Herr Jesus sagt: „Habt Glauben an Gott!“ (Markus 11,22). Gott ist kein dienstbarer Flaschengeist. Wir können ihn nicht durch Glaubenskraft auf unsere Seite ziehen. Beten heißt Gott bitten und muss sich daher seinem Willen unterordnen.
Glaube bedeutet nicht, dass ich mir einrede, Gott wird schon tun, worum ich ihn bitte. Das wäre positives Denken. Es ist ein großer Unterschied, ob ich von Gott verlange, mir meine Wünsche zu erfüllen oder ob ich ihm zutraue, dass er mir geben wird, was gut für mich ist.
Gott weigert sich, unser „Kellner“ zu sein. Gebet ist keine Technik, unseren Willen durchzusetzen. Es ist nicht der Versuch, ob man ihn nicht vielleicht doch erweichen kann. Gebet ist eine Bitte an den allmächtigen Schöpfer. Gott belohnt ernstes Gebet. Er fordert uns auf, anhaltend zu beten. Aber nicht, damit wir ihn „herumkriegen“, sondern damit wir im Glauben wachsen.
Wie verhält es sich mit dem Wort Jesu: „Wenn ihr den Vater etwas bitten werdet in meinem Namen, wird er´s euch geben.“ (Joh.16,23)? Ist das dasselbe wie Sesam öffne dich? Der alte Mann weiß, dass der Name Jesus kein magisches Passwort ist. Er kann den Namen Jesus nicht für seine eigenen Ziele einspannen. Im Namen Jesu bitten bedeutet, so zu bitten, wie Jesus selber bitten würde, also im Gehorsam zum Willen des Vaters und zu seiner Ehre.
Ein Gebet gegen den Willen des Vaters ist Rebellion. Die Meinung, wenn ich etwas ganz fest glaube, dann geschieht es, ist eine fixe Idee. Es gibt kein „Glaubensgesetz“, das den Menschen zu einem kleinen „Gott“ macht.
Echter Glaube ist absolutes Vertrauen auf Gottes Liebe und Weisheit. Gebet ist nicht zu unserer Errettung nötig, aber Glauben. Gott bietet uns seine Erlösung als ein freies Gnadengeschenk an. Wer ein Geschenk bekommt, bittet nicht darum, er nimmt es an. Sonst würde es bedeuten, dass er dem Geber nicht traut.
Wer mit dem Herrn verbunden ist, weiß, dass der Glaube keine Zauberformel zur Erfüllung unserer Wünsche ist. Der Glaube hat keine Macht in sich selber. Wichtig ist, was man glaubt und wem man glaubt. Glaube richtet sich auf das Unsichtbare und Ewige.
Christlicher Glaube beruht auf Tatsachen. Ein Glaube, der sich nicht auf Wahrheit gründet, trägt nicht. Das ist dann lediglich Aberglaube mit „Heiligenschein.“ Wahrheit und Gewissheit finden wir in der Bibel. Jedes Wort der Bibel ist wahr. Vom 1. Buch Mose bis zur Offenbarung des Johannes verkündet die Bibel eine Botschaft, die ohne Widersprüche ist. Das ist nur erklärbar, wenn man von einem übernatürlichen und göttlichen Urheber ausgeht. Die zahlreichen erfüllten Prophetien der Bibel können kein Zufall sein.
Gelobt sei Gott und hochgepriesen,
denn mein Gebet verwirft er nicht;
er hat noch nie mich abgewiesen
und ist in Finsternis mein Licht.
Zwar elend, dürftig bin ich immer
und schutzlos unter Feinden hier;
doch er, der Herr, verlässt mich nimmer,
wendt seine Güte nie von mir.
(Matthias Jorissen).
Mit freundlicher Genehmigung
Autor: Rolf Müller