Warum ich kein Dichter geworden bin

Rolf Müller

 

In meiner Jugend habe ich Gedichte geschrieben: Liebesgedichte, Heimatgedichte, Balladen. Ausgewählten Leuten habe ich diese Gedichte vorgelesen. Das Ergebnis war niederschmetternd und entmutigend. Ich begriff, es waren keine Gedichte, die ich zu Papier gebracht hatte, sondern belanglose nichtssagende Reimereien.

Die Vorwürfe lauteten: Du bist eine Stinkmorchel im Unterholz des deutschen Dichterwaldes. Du passt unter die Dichter wie der Po unter die Gesichter.  Diese Kritiken trafen mich tief, weil sie so treffend waren..

Als mir kürzlich einige dieser „Jugendwerke“ wieder in die Hände kamen, habe ich mich heimlich in eine einsame Ecke zurückgezogen, habe alles noch einmal gelesen und mich geschämt. .

Ein Sprichwort sagt: „Reden ist Schweigen und Silber ist Gold. (Oder so ähnlich). Sogar einen Dummkopf könnte man für klug halten, wenn er sich nicht durch seine eigenen Worte verraten würde.

Ich beherrsche zwar die die deutsche Sprache, aber sie gehorcht mir oft nicht. Was herauskommt, ist Gerede. Es ist die Kunst, nichts zu sagen, ohne etwas untersagt zu lassen.

So wurde ich am Ende zwar  kein Dichter, aber ich wurde  ein Gentleman. Zur Erklärung: Ein Gentleman ist jemand, der Akkordeon spielen kann, es aber unterlässt.

 

Mit freundlicher Genehmigung
Autor: Rolf Müller