Der alte Mann und die dreifache Frage (Johannes 21, 15-25)

Rolf Müller

Dreimal fragt der Herr Jesus den Petrus: „Hast du mich lieb?“ Er fragt nach der Liebe. Wo wahrer Glaube ist, da ist auch wahre Liebe. Wer an Jesus glaubt, liebt ihn auch. Wo die Liebe fehlt, ist der Glaube falsch. Liebe ist das Erkennungszeichen der Jünger Jesu. Rechter Glaube ist in der Liebe tätig.

Warum fragt der Herr gerade den Petrus? Der hatte doch bekannt: „Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens.“ „Und wenn sich alle an dir ärgern, so will ich mich doch nicht ärgern, und wenn ich mit dir sterben müsste!“ Allerdings hatte der gleiche Petrus seinen Herrn auch dreimal verleugnet. Die Frage des Herrn: „Hast du mich lieb?“ war berechtigt.

„Ja Herr, du weißt es, du weißt, dass ich dich lieb habe.“ Petrus ist klein geworden. Er setzt sein Vertrauen nur noch auf die Gnade. Er schlägt nicht mehr mit dem Schwert um sich. Er denkt an seine Treulosigkeit. Er weiß um die Allwissenheit des Herrn. „Hast du mich lieb?“

Die Frage bezieht sich auf die Gegenwart. Jesus fragt nicht, hast du mich lieb gehabt oder wirst du mich lieb haben? Er fragt, hast du mich (jetzt) lieb? Jesus sprach mit Petrus allein. Sie sahen einander in die Augen. Petrus wusste sich durchschaut.

Der Petrus bekommt den Auftrag: „Weide meine Lämmer! Weide meine Schafe!“ Jesus setzt ihn als Hirte und Apostel ein über die Gemeinde der Gläubigen. Er soll die Herde Christi weiden. Er soll sie auf die grünen Auen des Evangeliums führen. Er soll ihnen Milch und feste Speise geben. Die Liebe Christi macht ihn dazu fähig. Petrus und die Apostel weiden die Herde Christi bis heute. „Sie blieben aber beständig in der Apostel Lehre, in der Gemeinschaft, im Brotbrechen und im Gebet.“

Der Herr Jesus Christus setzt den Petrus nicht nur als Apostel wieder ein. Er sagt ihm auch, was ihm bevor steht. „Als du jünger warst, gürtetest du dich selbst und wandeltest, wo du hinwolltest; wenn du aber alt wirst, wirst du deine Hände ausstrecken und ein anderer wird dich gürten und führen, wo du nicht hinwillst. Das sagte er aber, zu deuten, mit welchem Tode er Gott preisen würde. Und da er das gesagt, sprach er zu ihm: Folge mir nach!“

Darauf nahm Petrus später in seinem zweiten Brief Bezug (1,14): „Ich weiß, dass ich meine Hütte bald ablegen muss, wie mir denn auch unser Herr Jesus Christus eröffnet hat.“
Petrus fragte Jesus wegen Johannes: „Was soll aber dieser?“
Diese Frage beantwortet Jesus nicht. Es geht Petrus nichts an.

 

Liebe, die du mich zum Bilde
deiner Gottheit hast gemacht,
Liebe, die du mich so milde
nach dem Fall hast wiederbracht:
Liebe, dir ergeb ich mich,
dein zu bleiben ewiglich.

Liebe, die du mich erkoren,
eh ich noch geschaffen war,
Liebe, die du Mensch geboren
und mir gleich wardst ganz und gar:
Liebe, dir ergeb ich mich,
dein zu bleiben ewiglich.

Liebe, die für mich gelitten
und gestorben in der Zeit,
Liebe, die mir hat erstritten
ewge Lust und Seligkeit:
Liebe, dir ergeb ich mich,
dein zu bleiben ewiglich.

Liebe, die du Kraft und Leben,
Licht und Wahrheit, Geist und Wort,
Liebe, die sich ganz ergeben
mir zum Heil und Seelenhort:
Liebe, dir ergeb ich mich,
dein zu bleiben ewiglich.

Liebe, die mich hat gebunden
an ihr Joch mit Leib und Sinn,
Liebe, die mich überwunden
und mein Herz hat ganz dahin:
Liebe, dir ergeb ich mich,
dein zu bleiben ewiglich.

Liebe, die mich ewig liebet
und für meine Seele bitt,
Liebe die das Lösgeld gibet
und mich kräftiglich vertritt:
Liebe, dir ergeb ich mich,
dein zu bleiben ewiglich.

Liebe, die mich wird erwecken
aus dem Grab der Sterblichkeit,
Liebe, die mich wird umstecken
mit dem Laub der Herrlichkeit:
Liebe, dir ergeb ich mich,
dein zu bleiben ewiglich.

(Johann Scheffler).

 

Mit freundlicher Genehmigung
Autor: Rolf Müller