Der alte Mann … und das Mehr

Rolf Müller

Kennen wir das auch? Wir sind unzufrieden mit dem, was Gott uns gibt. Wir wollen mehr vom Leben, mehr Freude, mehr Gesundheit, mehr Geld, mehr Ehre, mehr Anerkennung, mehr Zuwendung, mehr Zeit, mehr Ruhe, mehr Aufmerksamkeit. Im geistlichen Bereich wünschen wir uns mehr Zuversicht, mehr Trost, mehr Gebetserhörung, mehr Glauben, mehr Vollkommenheit, mehr Vollmacht, mehr Gaben, mehr Kraft, mehr Heiligen Geist. Wir sehnen uns nach einer Erweckung, nach einem gewaltigen Geisteswirken, nach Bestätigung unseres Wirkens und unseres Dienstes durch mitfolgende Zeichen und Segnungen. Wir empfinden unseren Glauben als schwach und unzureichend. Wir bitten Gott um mehr Geist und mehr Vollmacht. „Jesus, Dein Licht, füll dies Land mit des Vaters Ehre! Komm Heiliger Geist, setz die Herzen in Brand!“

Aber die Gemeinde des Herrn benötigt keine neuen „Geistesausgießungen“. Der Heilige Geist ist ausgegossen. Wir benötigen kein neues Pfingsten. Pfingsten ist ein einmaliges heilsgeschichtliches Ereignis. Was wir brauchen, ist neue Hingabe an den Herrn, neue Treue und neuen Gehorsam gegenüber Seinem Wort. Wenn das Wort Gottes uns widerspricht und zurechtweist, dürfen wir es nicht verbiegen oder verdrehen, sondern müssen Buße tun. Von unserer Stellung zum Wort Gottes hängt unser geistliches Leben ab! Das Wort Gottes hat die Kraft, in den Menschen, die es hören, Glauben und Gehorsam und damit Errettung und Wiedergeburt zu wirken. Wenn wir Gott fürchten und lieben, werden wir auch Seinem Wort in Ehrfurcht und Gehorsam begegnen. Mehr brauchen wir nicht. Gott hat uns alles geschenkt. Wir haben in Christus die ganze Fülle Gottes. In Christus liegen verborgen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis. Das reicht bis in alle Ewigkeit. Wir brauchen keinen „zweiten Segen“.

Ist uns der Herr Jesus Christus alles? Sind wir ganz auf Ihn ausgerichtet? Wenn wir aus eigener Kraft leben, verstopfen wir die Quelle des Segens. Unser Heil beruht ganz und gar auf unserem Herrn Jesus Christus und nicht auf dem, was wir sind und haben. Mehr brauchen wir nicht. Jeder Gläubige bekommt bei seiner Wiedergeburt den Heiligen Geist. Das ist manchen zu wenig. Sie wollen mehr. Sie möchten durchflutet, durchströmt, in Trance versetzt werden, den Heiligen Geist körperlich spüren und wahrnehmen. Satan versucht, diese Christen mit Gefühlserlebnissen, Visionen und seelischen Sehnsüchten zu betrügen. Er zieht sie weg vom Wort, hin zu beseligenden Erlebnissen.

Dagegen bewirkt der Heilige Geist Nüchternheit und Selbstkontrolle. Man muss Gott nicht „spüren“, um Ihm nahe zu sein. „Wenn ich auch gar nichts fühle von Deiner Macht, Du führst mich doch zum Ziele, auch durch die Nacht“. Wir wandeln im Glauben und nicht im Schauen. Wir brauchen eine geistgewirkte Hingabe an unseren Herrn, der uns mit Seinem Blut erkauft hat. Wir wollen für Ihn leben, nicht mehr für uns selbst. Viele Christen sehnen sich nach mehr Vollmacht. Sie leiden darunter, dass die Welt im Argen liegt. Sie möchten im Namen Christi das Reich Gottes hier und heute verwirklichen. Sie fühlen sich beauftragt, das Königreich Jesu Christi hier und jetzt anbrechen zu lassen. Satan redet ihnen ein, sie könnten dem Reich Gottes zum Sieg verhelfen. Durch „Proklamieren“, in „Existenz sprechen“ und „Gebieten“ könne das Wirken Gottes „freigesetzt“ werden und die Herrschaft Jesu schon jetzt realisiert werden. Gottes Wort spricht nirgends davon, dass die Gemeinde berufen ist, über Satan Autorität auszuüben.

Wir sollen Widerstand leisten und überwinden, aber wir können ihn nicht „binden“ und aus der Welt verdrängen. Wir sollen im Glauben am Sieg Christi festhalten. Der Anbruch des Reiches Gottes ist Gottes alleiniges Werk. Menschliches Wirken ist ausgeschlossen. „Es sind die Reiche der Welt unseres Herrn und Seines Christus geworden und Er wird regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit. (Offb. 11,15). Wir sind als wiedergeborene Christen Kinder Gottes. Der Herr Jesus Christus hat unsere Schuld durch Seinen Tod am Kreuz bezahlt und uns erlöst. Wir warten auf einen neuen Himmel und eine neue Erde, wo Gerechtigkeit wohnt. Die Leiden der Zeit sind nicht wert der Herrlichkeit, die Jesus Christus uns bereitet hat. Jesus allein ist ein Heiland fürs Leben. Er ist unsere Freude und unser Friede. Mehr brauchen wir nicht.

 

Mit freundlicher Genehmigung
Autor: Rolf Müller