Wortlastig

Rolf Müller

Wir leben in einer Zeit der Inflation der Worte. Theologen bemängeln, die Gottesdienste seien zu wortlastig. Der Mensch müsse mit allen Sinnen angesprochen werden. Bilder, Kerzen, Düfte, Weihrauch, esoterische klänge und prächtige Gewänder sollen die Menschen beeindrucken. Weg vom Text – hin zu den Textilien. Weg vom Gottesdienst – hin zu heidnischen Götzenfeiern.

Bei vielen Christen ist nicht die Schrift im Mittelpunkt, sondern sie legen Wert auf außergewöhnliche Erlebnisse, Zeichen, Wunder und spektakuläre Geistesgaben. Die gesunde biblische Lehre gerät darüber in Vergessenheit. Der Glaube stützt sich nicht auf das Wort Gottes, sondern auf beseligende Erlebnisse und Erfahrungen. Damit verliert man den Segen, den Gott auf das Wort der Schrift gelegt hat.

Steht unsere Gemeinde noch auf biblischem Boden? Vertrauen wir Gottes Wort oder verwirren und die vielen Worte, die heute auf uns niederprasseln?

Es wird eine Zeit sein, da sie die gesunde Lehre nicht leiden werden; sondern nach ihren eigenen Lüsten werden sie sich selbst Lehrer aufladen, nach denen ihnen die Ohren jucken. (2. Timotheus 4,3).

Alle Anzeichen sprechen dafür, dass diese Zeit heute gekommen ist. Gesunde biblische Lehre ist nicht mehr gefragt. Der alte Mann hat an seinem Ferienort einen Gottesdienst besucht, in dem nicht ein einziges Mal der Name Jesus vorkam. Der Prediger sprach über Fußball und erklärte den ungefähr 14 hochbetagten Damen, die in den Bänken saßen, die Abseitsregel. Das Spielfeld ist das Leben, die Spieler sind Christen, Gott ist der Schiedsrichter.

Diese „Predigt“ war nicht wortlastig, weil immer wieder Fotos von berühmten Fußballspielern eingeblendet wurden. Am Schluss kam der Hinweis, dass der Apostel Paulus auch einmal das Leben des Christen mit einem Wettkampf verglichen hat. Sie laufen alle, aber nur einer gewinnt den Siegeskranz.

Ist unsere Gemeinde eine biblische Gemeinde oder sind wir endzeitlich unterwandert und vom Zeitgeist geprägt? In unseren Gemeinden muss die Bibel die höchste Autorität haben. Im Mittelpunkt der Predigt muss der gekreuzigte Christus stehen.

Wir müssen den Leuten nicht erklären, was „Abseits“ ist, sondern wir müssen ihnen sagen, dass Jesus Christus uns von unseren Sünden erlöst hat, das wir sein Erlösungswerk im Glauben ergreifen müssen und dass Jesus Christus der einzige Weg zum Himmel ist. Das Evangelium ist die Kraft Gottes zum Heil. Wir müssen das Wort Gottes predigen, auch wenn es für manche ein Ärgernis ist. Wir dürfen keine Abstriche vom Wort machen und nichts hinzufügen.

Es ist nicht die Zeit, Freundschaft mit der Welt zu schließen, denn das ist Feindschaft gegen Gott. Auf Jesus können wir uns nicht berufen, wenn wir das Evangelium verwässern und den Vorlieben der Menschen anpassen. Die biblische Botschaft kann einfach nicht so verdreht werden, dass sie mit den Ansichten der Welt übereinstimmt.

Wenn eine Gemeinde nicht mehr der Bibel vertraut, ist sie keine biblische Gemeinde mehr. Das Fundament der Gemeinde ist das Bleiben in der Lehre der Apostel. Was wir zum Leben und zur Gottseligkeit wissen müssen, steht in der Bibel, dem einzigen Buch, das Gott geschrieben hat. Entweder folgen wir dem Zeitgeist und passen uns der Welt an, oder wir akzeptieren die Bibel und stellen ihre Autorität gegen den Rest der Welt.

 

Mit freundlicher Genehmigung
Autor: Rolf Müller