Rolf Müller
Es ist bedrückend, dass heute viele sogenannte Evangelikale bibelkritische Standpunkte über- nommen haben. Sie versuchen, das Vertrauen in die Heilige Schrift zu zerstören. Sie berufen sich auf „Erkenntnisse der Wissenschaft“. Sie finden vor allem bei jüngeren Menschen Zustimmung.
„Das ist was für unsere nächste Bibelstunde!“ Die meisten Alten bekommen dann ein schlechtes Gewissen. „Haben wir nicht doch vielleicht manches falsch gemacht? Kommen darum immer weniger Leute in unsere Bibelstunde?“
Die Argumente, die man gegen die Bibel vorbringt, sind angebliche Fehler und Ungereimtheiten bei der Übermittlung. Deshalb sei blindes Vertrauen in die Bibel nicht angebracht. „Die Bibel enthält Aussagen, die mir die Haare zu Berge stehen lassen!“ „Was ich nicht verstehe, kann nicht wahr sein!“
Es wird die Ansicht vertreten, man müsse der Heiligen Schrift gegenüber insgesamt auf der Hut sein. Gott ist der Schuldige, weil er die Bibel nicht in Reinform vom Himmel fallen lassen hat. Er hat den Fehler gemacht, Menschen an ihrer Entstehung teilhaben zu lassen. Das erklärt die vielen „Ungereimtheiten“ in der Schrift.
Dem alten Mann ist klar, dass man ein extra Theologiestudium absolviert haben muss, um festzustellen, dass vieles in der Bibel angeblich nicht stimmt. Er kennt einige Brüder, die durch Theologiestudium ihr Wissen vermehrt, den biblischen Glauben aber verloren haben. Welch ein Gewinn!
Diese Leute entnehmen der Bibel lediglich „gedankliche Stützen und Ideen“. Sie benutzen die Bibel als Steinbruch für ihre theologischen Gedankengebäude. Sie wollen in „kompletter Ehrlichkeit“ an die Bibel herangehen und nicht so naiv wie die „Fundamentalisten“.
Es ist schon eine grenzenlose Überheblichkeit, wenn man Leute, die Gottes Wort ernst nehmen, so etikettiert. Viele der „siebengescheiten“ Theologen stellen das Wort Gottes ganz selbstverständlich infrage. Selber lassen sie sich allerdings nicht vom Wort Gottes infrage stellen.
Neunmalkluge Theologen ringen im Gespräch und in Diskussionen um den Text. Am Ende legen sie fest, was als Gottes Wort und als Gottes Gebot gelten darf. Sie sind sich nicht immer einig, aber alle ziehen am gleichen Strang. Die Heilige Schrift selber darf nicht reden. Sie wird zum Schweigen gebracht.
Ein weiterer Einwand der Theologen ist: „Wir glauben nicht an die Heilige Viereinigkeit – Vater, Sohn, Geist und Bibel. Wir ersetzen den Geist nicht durch die Bibel“.
Interessant ist, dass es jetzt schon „wir“ heißt. Man glaubt nicht, dass die Bibel perfekt ist. Man stellt sie als fragwürdig hin. Man bohrt auf verschiedenen Feldern Löcher in das Vertrauen zur Bibel. Man füllt sie mit Sprengstoff eigener Fantasien, um das bestehende evangelikale Lager in die Luft zu sprengen.
Es sind unterschiedliche Phasen, die zu einer Umformung führen sollen. Man will eine Breche in die Mauer biblischen Vertrauens schlagen. Ziel ist eine Ökumene der Religionen. Es wird der Schulterschluss mit den Regierenden gesucht. Politische Vorgaben sollen umgesetzt werden, zum Beispiel im Rahmen der „Micha-Initiative“. Viele Evangelikale ergreifen das Wort, ohne es zu begreifen. Sie selber sind nicht vom Wort ergriffen.
Wer den Boden der Heiligen Schrift verlässt, ist nicht mehr an den Wortlaut der Bibel gebunden. Der kann fliegen, wohin er will. Er kann sich über die Grenze „es steht geschrieben“ hinwegsetzen. Für ihn gilt: „Sollte Gott gesagt haben?“
Glaube braucht ein Fundament, auf das er sich stützen kann. Das ist für Christen das Wort Gottes. Christen haben einen Gott, den sie beim Wort nehmen können. Dieses konkrete, verbindliche Wort Gottes haben sie in der Heiligen Schrift.
Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort
und steure deiner Feinde Mord,
die Jesus Christus, deinen Sohn
wollen stürzen von deinem Thron.
Beweis dein Macht, Herr Jesus Christ,
der du Herr aller Herren bist,
beschirm dein arme Christenheit,
dass sie dich lob in Ewigkeit.
(Martin Luther).
Mit freundlicher Genehmigung
Autor: Rolf Müller