Der alte Mann und die Einheit im Geist

Rolf Müller

Ein Leben in der Gemeinschaft bedeutet teilen. Es bedeutet, gemeinsam miteinander etwas zu unternehmen. Der Antrieb ist die Liebe. Die Liebe Gottes zeigt sich am Kreuz von Golgatha. Das macht demütig. Alles Gute, alles Wertvolle kommt von Gott. Stolz ist Torheit. Stolz beleidigt Gott. Demut ist die Grundlage im Reich Gottes.

Das einheitliche Ziel einer Gemeinde muss es sein, die Verlorenen mit dem Evangelium bekanntzumachen. Die Ernte ist reif. Wir dürfen nicht hinter dem Rücken schlecht über die Glaubensgeschwister reden. Unstimmigkeiten müssen mit den Betreffenden unter vier Augen geklärt werden. Das Gift der Zunge darf die Gemeinde nicht zerstören.

Geistliche Einheit bedeutet nicht zwangsläufig, dass man in allen Fragen die gleiche Meinung hat. Geistliche Einheit ist eine Sache des Herzens, eine Folge der Gegenwart des Herrn. Im Mittelpunkt steht Jesus. Er schweißt zusammen. Die Gegenwart des Herrn gibt der Gemeinde überhaupt erst die Daseinsberechtigung. Ohne die Gegenwart des Herrn ist sie ein bloßes Gerüst, eine leere Hülse.

Es kommt auf das Wirken des Heiligen Geistes an. Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist. Eine Frucht des Geistes ist Liebe. Der Geist Gottes befähigt uns, unseren Nächsten zu lieben. Damit erfüllen wir die göttliche Norm. So äußert sich wahres Christsein. Es geht nicht um eine gefühlsbetonte Liebe. Die kann schnell erkalten. Die Liebe als Frucht des Geistes ist übernatürlich. Sie kommt von Gott.

Der Heilige Geist wirkt diese Liebe in einem wiedergeborenen Herzen. Die Bibel zeigt uns, dass Gott Liebe ist. Er ist aber auch Licht. Er ist der Schöpfer der Welt. In ihm ist das Leben. Er ist der Urheber aller Dinge. Er ist der Architekt des Universums und auch der Gemeinde. Die Gemeinde ist ein übernatürliches Phänomen. Kein Mensch kann sie schaffen. Allein Gott kann Leben erzeugen.

Wahre Gemeinschaft mit den Glaubensgeschwistern kann nur der leben, der in Verbindung mit Christus steht. Wer zu Jesus Christus gehört, gehört zu seinem Leib.

Die Gemeinde Jesu muss die Einheit im Geist nicht herstellen. Sie ist schon eins. Sie muss diese Einheit des Geistes bewahren. Davon hängt der verheißene Segen ab. Aus der Einheit des Geistes fließt die Liebe Gottes. Sie befähigt uns, einander zu lieben, wie er uns geliebt hat.

 

Herz und Herz vereint zusammen
sucht in Gottes Herzen Ruh.
Lasset eure Liebesflammen
lodern auf den Heiland zu.
Er das Haupt, wir seine Glieder,
er das Licht und wir der Schein,
er der Meister, wir die Brüder,
er ist unser, wir sind sein.

Legt es unter euch, ihr Glieder,
auf so treues Lieben an,
dass ein jeder für die Brüder
auch das Leben lassen kann.
So hat uns der Freund geliebet,
so vergoss er dort sein Blut;
denkt doch, wie es ihn betrübet,
wenn ihr euch selbst Eintrag tut.

Ach, du holder Freund, vereine
deine dir geweihte Schar,
dass sie es so herzlich meine,
wie´s dein letzter Wille war.
Ja, verbinde in der Wahrheit,
die du selbst im Wesen bist,
alles, was von deiner Klarheit
in der Tat erleuchtet ist.

Liebe, hast du es geboten,
dass man Liebe üben soll,
o so mache doch die toten,
trägen Geister lebensvoll.
Zünde an die Liebesflamme,
dass ein jeder sehen kann:
Wir als die von einem Stamme,
stehen auch für einen Mann.

Lass uns so vereinigt werden,
wie du mit dem Vater bist,
bis schon hier auf dieser Erden
kein getrenntes Glied mehr ist,
und allein von deinem Brennen
nehme unser Licht den Schein;
also wird die Welt erkennen,
dass wir deine Jünger sein.

Nikolaus Ludwig von Zinzendorf

 

Mit freundlicher Genehmigung
Autor: Rolf Müller