Der alte Mann und die Gemeinde in Sardes (Offenbarung 3, 1-6)

Rolf Müller

Die Gemeinde Sardes lebte ähnlich wie Thyatira in Frieden. Christen wurden nicht verfolgt. Die Gemeinde stand im Ruf, eine lebendige Ortsgemeinde zu sein. Der Herr Jesus deckt den wahren Zustand dieser Gemeinde auf. Sie hat den Namen, lebendig zu sein, ist aber in Wirklichkeit tot. In der Gemeinde gibt es viele Aktivitäten. Man hat den Eindruck, dass viel geistliches Leben vorhanden ist. Dieser Eindruck täuscht.

Werke aus dem Glauben heraus hatte die Gemeinde in Sardes nicht. Sie hatte ein Bekenntnis, das aber nicht mit dem Glauben verbunden war. Der alte Mann fragt sich, was ein Fundament nützt, wenn man nicht darauf baut?

Geistliches Leben wird vom Heiligen Geist gewirkt. Der hatte in Sardes keinen Raum. Die Aktivitäten in der Gemeinde hatten nichts mit Geisteswirkungen zu tun. Es waren Produkte menschlicher Anstrengungen.

Dem alten Mann leuchtet ein, dass vom frommen Betrieb in Sardes auf ein reiches inneres Leben geschlossen werden konnte. Das war ein trügerischer Eindruck. Nach dem Urteil des Herrn Jesus war die Gemeinde tot.

Der Mensch sieht, was vor Augen ist, der Herr aber sieht das Herz an. Mancher Tote sieht einem Schlafenden ähnlich, aber tot ist tot. In einem solchen Zustand war Sardes. Die Gemeinde war eine geschminkte Glaubensleiche.

Der alte Mann kommt nicht daran vorbei, Ähnlichkeiten mit dem heutigen Protestan-tismus feststellen zu müssen. Der hat auch den Namen, dass er lebt, ist aber mehrheitlich tot. Aktivitäten sind vorhanden. Man setzt sich für Klima und Umwelt ein. Man engagiert sich in der Politik. Der Leben veränderte Glaube, das rettende Evangelium von Jesus Christus spielt keine entscheidende Rolle mehr. Das Christentum ist wie in Sardes zur toten Fassade geworden, ein Gefäß ohne Inhalt. Man glaubt an Gott und lebt wie die Heiden. Der Glaube ist für das Leben belanglos geworden.

Jesus Christus wurde aus der Mitte der Gemeinde gerückt. Die Gemeinde hat ihre Vollmacht verloren, von ihr geht keine Kraft mehr aus. Sie ist kein Zeugnis für den Herrn. Ihr Licht ist verloschen.

Der alte Mann erkennt viele Parallelen zur heutigen Zeit. Die Gemeinde lässt sich vom Zeitgeist einschläfern. Vielen ist es egal, was in der Gemeinde gelehrt wird. Die Hauptsache ist, dass die Leute noch kommen. Eine solche Haltung ist bedenklich. Wir sind geneigt, falsche Lehre zu tolerieren. Wir lassen das Unkraut im Weizen wuchern. Gemeindezucht wird kaum noch geübt.

Im Gemeindeleben muss Klarheit herrschen. Sardes ließ sich vom Zeitgeist überrollen. Nach außen schien alles in bester Ordnung zu sein. Innerlich war die Gemeinde tot.

Den alten Mann tröstet es, dass der Herr auch in den schlimmsten Verhältnissen seine Leute hat. Auch in Sardes hat Jesus einige echte Jünger. Er kennt sie mit Namen. Ihr Kennzeichen sind weiße Kleider. Sie haben sich vom Herrn reinigen lassen. Sie leben aus der Vergebung und haben eine enge Bindung an Jesus. Ihr Name ist im Buch des Lebens verzeichnet. Sie stützen sich auf Gottes Wort.

Der alte Mann ist froh, dass der Herr die Gemeinde in Sardes noch nicht dahingegeben hat. Er ruft sie vierfach zur Buße. Er möchte dieser toten Gemeinde neues Leben schenken.

Mit freundlicher Genehmigung
Autor: Rolf Müller