Der alte Mann und die Werke (Jak. 1, 22-25)

Rolf Müller

Was tun wir mit dem Wort Gottes? Gehen wir darauf ein, was Gott uns sagt? Oder ist es uns langweilig? Viele Menschen interessieren sich nicht für Gottes Wort. Es berührt sie gar nicht. Es geht zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus. Auch manchen Christen fehlt es an Aufrichtigkeit und Konsequenz in der Nachfolge Jesu. Da findet sich oft noch Heuchelei im Herzen. Da versucht man, durch äußeren Schein zu beeindrucken.

Dem alten Mann fällt auf, dass Jakobus dem Apostel Paulus scheinbar widerspricht. Paulus schreibt in Römer 3,28: „So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben.“ Dem hält Jakobus entgegen: „So seht ihr nun, dass der Mensch durch Werke gerecht wird, nicht durch Glauben allein.“ Was stimmt denn nun?

Der alte Mann weist darauf hin, dass Paulus und Jakobus von zwei verschiedenen Dingen reden. Paulus spricht von der Rechtfertigung, Jakobus von der Heiligung. Unsere Rechtfertigung vor Gott ist unabhängig von unseren Werken. Sie geschieht durch den Glauben an Jesus Christus. Die Heiligung folgt der Rechtfertigung durch den Glauben. Niemand wird wegen seiner Heiligung gerettet. Sie drückt sich im Leben des Gläubigen durch Werke aus. Ein Glaube ohne Werke ist tot.

Den alten Mann beschäftigt die Tatsache, dass, wer nur Hörer und nicht Täter des Wortes ist, sich selbst betrügt. Das heißt, wir führen uns selbst an der Nase herum. Wir wissen Bescheid, aber handeln nicht. Wir reden über das, was wir eigentlich tun sollten. Wir leben in der Illusion, seinen Willen zu erfüllen. Wir halten uns für geistlich, obwohl wir durch und durch fleischlich sind. Wir meinen, im Glauben zu wachsen, treten aber in Wirklichkeit auf der Stelle.

Der alte Mann weiß, dass es nicht genügt, zu sagen: „Was für eine wunderbare Predigt!“ Stattdessen sollten wir sagen: „Was ich gehört habe, werde ich in die Tat umsetzen!“ Wir sollten uns bei jedem Gottesdienst fragen: „Bin ich bereit, Gott durch sein Wort persönlich zu mir reden zu lassen? Will ich ihm gehorchen, wenn er spricht?“ Andernfalls klingt uns die Frage des Herrn in den Ohren: „Was heißet ihr mich Herr! Herr! Und tut nicht, was ich euch sage?“

Wir werden durch das Wort Gottes aufgefordert, das Gehörte anzuwenden. Es kann doch nicht sein, dass ich im Wort Gottes lese: „Du sollst nicht stehlen!“ und dann lasse ich in der Kaufhalle ein Päckchen Kaffee mitgehen ohne zu bezahlen. Oder ich höre unter seinem Wort, dass ich meinen Nächsten lieben soll und ich überlege inzwischen schon, wie ich meinem Nachbar morgen eins „auswischen“ kann. Wer so handelt, betrügt sich selbst.

Der alte Mann fragt sich immer wieder, ob er das Wort Gottes nur hört, oder ob er es auch anwendet. Er möchte das Wort Gottes in die Tat umsetzen. Auch dann, wenn es unbequem wird und mit Anstrengung verbunden ist. Auch wenn er immer wieder seine Schwachheit und sein Versagen eingestehen muss.

Ein Dreiklang in der Musik klingt harmonisch. Es gibt auch im Leben des Christen einen solchen wohlklingenden Dreiklang. 1. Ich bin nichts, ich bin unfähig. 2. Er kann alles! 3. Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht, Christus! Wenn dieser Dreiklang unser Leben bestimmt, werden wir ein Zeugnis für unsere Umgebung sein.

Wohl denen, die da wandeln
vor Gott in Heiligkeit,
nach seinem Worte handeln
und leben allezeit;
die recht von Herzen suchen
Gott und seine Zeugnis halten,
sind stets bei ihm in Gnad.

Von Herzensgrund ich spreche:
dir sei Dank allezeit,
weil du mich lehrst die Rechte
deiner Gerechtigkeit.
Die Gnad auch ferner mir gewähr;
ich will dein Rechte halten
verlass mich nimmermehr.

Mein Herz hängt treu und feste
an dem, was dein Wort lehrt,
Herr, tu bei mir das Beste,
sonst ich zuschanden werd.
Wenn du mich leitest, treuer Gott,
so kann ich richtig laufen
den Weg deiner Gebot.

(Cornelius Becker).

Mit freundlicher Genehmigung
Autor: Rolf Müller