Eins sein

Rolf Müller

„Wenn zwei unter euch eins werden auf Erden, worum sie bitten wollen, so wird es ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel.“ (Matthäus 18, 19).

Das gemeinsame Gebet ist also nur dann erhörlich, wenn sich die Beter eins sind. Worauf bezieht sich dieses Eins sein? Wenn es nur um den Gegenstand des Gebets ginge, dann wäre es relativ einfach, eins zu sein. Man brauchte sich nur zu einigen, gemeinsam für eine bestimmte Sache zu beten, und schon wäre die Erhörung garantiert.

Doch diese allgemeine oberflächliche Einheit wird für eine Gebetserhörung nicht genügen. Der Herr Jesus spricht hier von einer tiefergehenden Einheit. Sie muss unsere Überzeugungen und unsere Motive mit einschließen, die uns zu unserer Bitte veranlassen. Eine solche Einheit kann nur verwirklicht werden, wenn wir in den wesentlichen Fragen des Glaubens einig sind. Der alte Mann hat schon Gebetsversammlungen erlebt, wo gegeneinander gebetet wurde. Diese Gebete hat Gott folgerichtig nicht erhört.

Wirkliche Einheit besteht in der Liebe und in der Wahrheit. Eine Einheit ohne Wahrheit gibt es nicht. Es ist sinnlos, die Einheit organisieren zu wollen. Man kann sie nicht künstlich schaffen. Organisationen, die bibelfremde Lehren vertreten und an falschen Traditionen festhalten, gibt es zuhauf. Aus der Vermischung verschiedener Irrtümer kann keine Wahrheit entstehen. Im Gegenteil, die Wahrheit gerät ins Abseits, man spricht vor allem die „Liebe“ an. Es ist nicht die Liebe Gottes, sondern eine menschliche Liebe, ein Produkt unserer Vorstellungen.

Es ist eine Liebe, die Gottes Heiligkeit und Gerechtigkeit mit all ihren Konsequenzen übersieht. Es ist eine Liebe, die den Gedanken an eine göttliche Strafe nicht erträgt. Dass in der Schrift neben der Liebe auch der Zorn Gottes und der Zorn des Lammes eine Rolle spielen, wird ausgeblendet. Wenn wir Gottes Heiligkeit und Gerechtigkeit nicht wahrhaben wollen, kann auch seine Gnade nicht aufleuchten.

Ich umfasse, die dir dienen,
ich vereine mich mit ihnen,
und vor deinem Angesicht
wünsch ich Zion tausend Segen;
stärke sie in deinen Wegen,
leite sie in deinem Licht.

Lass die Deinen noch auf Erden
ganz nach deinem Herzen werden,
mache deine Kinder schön,
abgeschieden, klein und stille,
sanft, einfältig, wie dein Wille
und wie du sie gern willst sehn.

Teuer hast du uns erworben,
da au bist am Kreuz gestorben,
denke, Jesus, wir sind dein.
Halt uns fest, solang wir leben
und in dieser Wüste schweben,
lass uns nimmermehr allein,

(Gerhard Tersteegen).

 

Mit freundlicher Genehmigung
Autor: Rolf Müller