Spiel und Unterhaltung

Rolf Müller

Heute ist für die Unterhaltung der Besucher einer Gemeinde die Gemeindeleitung zuständig. Die Unterhaltung scheint ein göttliches Gebot zu sein. Unterhaltsame Veranstaltungen sind zu einer Strategie im Kampf für das Evangelium geworden. Parallel dazu verläuft eine ständige Abwärtsentwicklung in den Gemeinden.

Die Bekenntnisse der Väter im Glauben werden abgeschwächt. Der Teufel hat der Gemeinde eingeflüstert, es sei ein göttlicher Auftrag, die Menschen durch Unterhaltung für den Glauben zu gewinnen. In der Heiligen Schrift findet man einen solchen Auftrag allerdings nicht. „Geht hin in die ganze Welt und predigt das Evangelium der ganzen Schöpfung.“ (Markus 16,15). Dort steht nicht: Und sorgt für Unterhaltung, damit auch die zu uns finden, denen das Evangelium nicht genügt.

Scherz und Spiel gehören nicht zu den Aufgaben einer Gemeinde. Prediger des Evangeliums werden gebraucht, keine Unterhaltungskünstler. Die Propheten im Alten Testament wurden nicht verfolgt, weil sie das Volk amüsieren wollten. Sie richteten treu die Botschaft Gottes aus. Wer meint, zur Volksbelustigung berufen zu sein, steht im Gegensatz zur Lehre Christi und seiner Apostel.

In Johannes 6 wird berichtet, dass sich viele von Jesus wieder abwandten. Deshalb hat der Herr seine Strategie nicht geändert. Er hat nicht zu Petrus gesagt: Lauf den Leuten nach! Sag ihnen, dass wir es morgen anders machen werden! Kurz und locker, ohne eine lange Predigt! Wir werden einen Unterhaltungsabend veranstalten! Es wird euch bestimmt gefallen und ihr werdet zufrieden sein!

Christen setzen ihr ganzes Vertrauen in die Kraft des Evangeliums. Sie finden es absurd, die Botschaft mit irgendwelchem Schabernack schmackhafter zu machen. Die sich unter den Gläubigen ausbreitende Vergnügungssucht ist eine Zwischenstation zur Welt. Sie bewirkt den Verfall der Gemeinde Gottes und macht untauglich für den Dienst.
Unter dem Vorwand, die Welt besser zu erreichen, ebnet sie den Weg hinein in die Welt. Die Welt wird unter dem Deckmantel des Christentums in die Gemeinde geholt. Der Weinberg des Herrn wird in einen Spielplatz verwandelt. Man schielt auf den Beifall des Publikums. Die Verkündigung des Wortes Gottes wird durch Zeitvertreib ersetzt. Damit muss Schluss sein! Nachfolger Jesu sollen die Zeit nicht vertreiben, sondern auskaufen.

Wenn wir in unseren Veranstaltungen mit der Welt wetteifern, dann wirkt sich das auf die Treue zum Herrn aus. Wenn wir uns auf das Niveau der Welt hinab begeben, vernachlässigen wir unseren geistlichen Auftrag. Dann sinkt die geistliche Temperatur und die geistliche Kraft geht verloren. Es ist nicht Auftrag der Gemeinde, für die Unterhaltung des Volkes zu sorgen. Die einzige Pflicht und die Existenzberechtigung der Gemeinde in der Welt ist die Verkündigung des Evangeliums von ihrem Herrn und Meister Jesus Christus.

Gibt die Gemeinde der Welt nach, verleugnet sie ihren Herrn und macht seinem Namen Schande. Hier ist es unmöglich, Toleranz zu üben. Die heutige Generation will die Forderungen des Glaubens mit denen des Vergnügens verbinden. Sie will das eine tun ohne das andere zu lassen.

Als dem alten Mann in seiner Jugend von Gott das Herz aufgetan und Glauben geschenkt wurde, war es in der Gemeinde nicht üblich, ins Kino oder ins Theater zu gehen. Das wurde als nicht zuträglich für den Glauben angesehen. Es wurde gesagt: „Habt nicht lieb die Welt noch was in der Welt ist.“ (1. Johannes 2,15). Darüber lacht man heute. Kino und Theater sind inzwischen in der Gemeinde heimisch geworden. Man hat vergessen, dass die Kraft der Gemeinde nicht in der Anpassung an die Welt liegt, sondern in der Absonderung von der Welt.

Es gibt keine Grenzlinie mehr zwischen Welt und Gemeinde. Wir halten uns heute in jeder Beziehung für fortschrittlich. Auf die Christen früherer Zeiten schauen wir erhaben und mitleidig herab. Mit Recht? Sind wir wirklich fortschrittlicher und reicher an Schätzen als sie? Oder trifft uns der Vorwurf des Herrn: „Du sprichst, ich bin reich und habe Überfluss und bedarf nichts! – und weißt nicht, dass du elend und erbärmlich bist, arm, blind und bloß.“ (Offenbarung 3,17).
Fortschritt oder Rückschritt?

Herr, habe acht auf mich!
Schaff, dass mein Herze sich
im Grund bekehre;
trifft vom verborgnen Bann
dein Auge noch was an,
Herr, das zerstöre!

Herr, habe acht auf mich!
Der Teufel mühet sich
mit seinen Tücken
ein Herz, das du befreit,
von der Einfältigkeit
bald zu verrücken.

(Johann Ludwig Konrad Allendorf).

 

Mit freundlicher Genehmigung
Autor: Rolf Müller