Der alte Mann und die Jünger in Seenot

Rolf Müller

Es geschah, nachdem Jesus die 5000 gespeist hatte. Die Volksmenge befand sich auf dem Heimweg. Der Herr hatte sich in die nächtliche Stille und Einsamkeit zurückgezogen. Den Jüngern gab er den Befehl, über den See zu fahren. Er treibt seine Jünger von sich. Er treibt sie in die Not. Aber er wusste, was er tun wollte.

Der alte Mann versteht, dass die Jünger lieber bei Jesus geblieben wären. Es war dunkel. Die Nacht brach herein. Die Jünger ahnten als geübte Fischer, was ihnen bevorstand. Es würde nicht leicht werden. Es kam Wind auf. Sie wären von selbst wahrscheinlich nicht gegangen. Aber weil es der Herr befahl, gingen sie.

Der alte Mann fragt sich, warum der Herr Jesus das tat. Es stand eine weise Absicht dahinter. Er wusste wohl, was er tun wollte. Die Jünger wussten nicht, warum er sie in das Schiff, in die Nacht, in den Sturm, in den Kampf und in die Not trieb. Aber sie haben sich dem Herrn nicht widersetzt. Sie haben ihm nicht den Gehorsam verweigert. Sie betraten nicht missmutig das Schiff. Sie änderten auch unterwegs den Kurs nicht. Sie steuerten trotz Wind und Wetter zum vorgegebenen Ziel.

Dem alten Mann ist klar, dass der Herr Jesus die Jünger in ihrer Not nicht allein lässt. Jesus betete. Was er gebetet hat, wird uns nicht gesagt. Aber sicher betete er für seine Jünger, die in großer Not waren. Er behält sie im Auge. Er sieht sie durch Nacht und Finsternis hindurch. Er sieht jede Welle, die ans Schiff schlägt. Er sieht ihre Kraft erlahmen. Als die Not am höchsten ist, kommt er ihnen zu Hilfe.

Der alte Mann sieht, dass der Herr Jesus sie aus der Not errettet. Die Jünger mussten lange warten. Eine Nachtwache nach der anderen verging. Als die Hoffnung zu Ende ging, kam der Herr. Für ihn sind auch aussichtslose Situationen kein Hindernis. Jesus kommt über das Wasser seinen verängstigten Jüngern entgegen. „Seid getrost! Ich bins. Fürchtet euch nicht.“ Da wurden die Jünger froh, als sie den Herrn sahen.

Petrus will nun seinen großen Glauben beweisen. Er will wie sein Herr auf dem Wasser laufen. Der Herr Jesus erlaubt es ihm. Einen Augenblick geht Petrus auf dem Wasser, dann sinkt er. Sein großer Glaube weicht der Furcht. Er schaut auf die Wellen statt auf den Herrn. Mit der eigenen Kraft ist es aus. „Herr, hilf mir!“ Der Herr Jesus ergreift ihn. „Du Kleingläubiger, warum zweifelst du?“ Petrus wollte sich vor den anderen hervortun. Der Herr gab ihm eine heilsame Lektion. Sie betraten das Schiff und erreichten das jenseitige Ufer.

Der alte Mann erkennt, dass Jesus Christus der Schöpfer ist. Wind und Meer sind ihm gehorsam, Der Herr lässt hungern, aber nicht verhungern. Er lässt zagen, aber nicht verzagen. Er lässt sinken, aber nicht versinken. Er ist der Helfer in jeder Gefahr. Wohl dem, der sich auf ihn verlässt.

 

Herr, weil mich festhält
deine starke Hand,
vertrau ich still.
Weil du voll Liebe
dich zu mir gewandt,
vertrau ich still.
Du machst mich stark,
du gibst mir frohen Mut;
ich preise dich,
dein Wille, Herr, ist gut.

Herr, weil du jetzt
für mich beim Vater flehst,
vertrau ich still.
Weil du zu meiner
Rechten helfend stehst,
vertrau ich still.
Droht mir der Feind,
so schau ich hin auf dich;
ein Bergungsort
bist du, o Herr, für mich.

Herr, weil ich weiß,
dass du mein Retter bist,
vertrau ich still.
Weil du für mich
das Lamm geworden bist,
vertrau ich still.
Weil ich durch dich
dem Tod entrissen ward,
präg tief in mich
Herr, deine Lammesart.

Ist auch die Zukunft
meinem Blick verhüllt,
vertrau ich still.
Seitdem ich weiß,
dass sich dein Plan erfüllt,
vertrau ich still.
Seh ich nicht mehr
als nur den nächsten Schritt,
mir ist´s genug!
Mein Herr geht selber mit.

(Helga Winkel).

 

 

Mit freundlicher Genehmigung
Autor: Rolf Müller