Demut

Rolf Müller

So ermahne ich euch nun, ich, der Gebundene im Herrn, dass ihr der Berufung würdig wandelt, zu der ihr berufen worden seid, indem ihr mit aller Demut und Sanftmut, mit Langmut einender in Liebe ertragt und eifrig bemüht seid, die Einheit des Geistes zu bewahren durch das Band des Friedens. (Epheser 4, 1-3).

Gute Beziehungen in der Gemeinde und im persönlichen leben sind wichtig, für unsere Glaubwürdigkeit. Herzliche Liebe untereinander gibt dem Zeugnis der Christen Nachdruck. Nichts schadet dem Zeugnis mehr, als wenn eine Gemeinde zerstritten ist. Eine uneinige Gemeinde hat keine Strahlkraft. Sie wirkt abstoßend auf Ungläubige. Sie verhindert, dass Leute dazukommen und gerettet werden.

Wie können in einer Gemeinde gute Beziehungen hergestellt und bewahrt werden? Indem wir mit aller Demut und Sanftmut und in Langmut einander in Liebe ertragen. Indem wir eifrig bemüht sind, die Einheit des Geistes zu bewahren durch das Band des Friedens. Das ist das Rezept, das der Apostel Paulus den Ephesern dringend ans Herz legt.

Da Gottes Wort auch für uns heute Richtschnur und höchste Autorität ist, tun wir gut daran, diese Ermahnung zu befolgen. Demut ist eine wichtige Voraussetzung für gute Beziehungen in der Gemeinde.

Die Furcht des Herrn ist die Schule der Weisheit, und der Ehre geht Demut voraus. (Sprüche 15,33).

Tut nichts aus Selbstsucht oder nichtigem Ehrgeiz, sondern in Demut achte einer den anderen höher als sich selbst. (Philipper 2,2-3).

So zieht nun an als Gottes Auserwählte Heilige und Geliebte herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Langmut. (Kolosser 3,12).

Ihr alle sollt euch gegenseitig unterordnen und mit Demut bekleiden. Denn Gott widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber gibt er Gnade. (1. Petrus 5,5).

An vielen Stellen der Bibel wird uns Demut ans Herz gelegt. Gottes Wort ist das Werkzeug, gute und gesunde Beziehungen in der Gemeinde zu schaffen und dem Herrn Ehre zu machen.

Das Gegenteil von Demut ist Stolz. Stolz bringt Zank und Streit hervor Stolz verhindert gute Beziehungen. Wer stolz ist, zeigt keine Bereitschaft, Fehler zuzugeben. Der Demütige erkennt seine Sünde. Stolz ist wie ein Vorhang, der sich vor die Seele zieht und blind macht für jede Sünde. Stolz hindert uns, Buße zu tun. Wir täuschen uns über unseren wahren Zustand.

Der Stolze verteidigt sich und wälzt die Schuld auf andere ab. Er reagiert mit Zorn auf berechtigte Kritik. Er zeigt sich verärgert, wenn ihm widersprochen wird. Er ist überempfindlich in Bezug auf Zurechtweisung. Der Stolze zeigt nur geringe Bereitschaft, dem Gegner zu vergeben. Der andere soll angekrochen kommen und um Vergebung winseln. Der Stolze sagt: „Du hast nicht irgendwen, du hast m i c h beleidigt!“ Der Stolze legt die Latte immer höher – aber für andere. Erfolge und Leistungen betrachtet er als Resultat seines eigenen Könnens.

Wer gibt dir den Vorzug? Und was besitzt du, das du nicht empfangen hast? Wenn du es aber empfangen hast, was rühmst du dich? (1. Korinther 4,7).

Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben herab von dem Vater der Lichter. (Jakobus 1,17).

Wohlstand, Schönheit, geistliche Gaben, Weisheit, Talent, künstlerische Begabung, Musikalität, Sportlichkeit, Finanzen, beruflicher Erfolg, Bibelkenntnis, guter Ruf, geistliche Siege – alles kommt von Gott. Haben wir dafür schon einmal Gott die Ehre gegeben oder nur an unsere Ehre gedacht? Stolze Menschen sind undankbar. Sie halten sich selbst für klug.

Denn wenn jemand meint, etwas zu sein, da er doch nichts ist, so betrügt er sich selbst. (Galater 6,3).

Der Demütige sieht sich nüchtern in der ihm von Gott vorgezeichneten Stellung.

Denn ich sage kraft der Gnade, die mir gegeben ist, jedem unter euch, dass er nicht höher von sich denkt, als sich zu denken gebührt, sondern dass er auf Bescheidenheit bedacht sei, wie Gott jedem das Maß des Glaubens zugeteilt hat. (Römer 12,3).

Demut erkennt die von Gott geschenkte Gnade auch bei anderen. Demut achtet die Meinung des anderen.

Stolz ist der Wunsch, von anderen Menschen eine höhere Stellung und Bedeutung zugemessen zu bekommen als Gott es für mich vorgesehen hat. In Apostelgeschichte 5 wollten Ananias und Saphira der Gemeinde weismachen, sie hätten das ganze Geld gespendet. Sie wollten, dass die Gemeinde höher von ihnen denkt. Sie liebten es, sich höher zu stellen und sie wurden hart dafür bestraft. Entweder demütigen wir uns selbst, oder wir werden gedemütigt.

Zwar würde ich, wenn ich mich rühmen wollte, deshalb nicht töricht, denn ich würde die Wahrheit sagen. Ich enthalte mich aber dessen, damit niemand mehr von mir hält als was er von mir sieht oder von mir hört. (2. Korinther 12,6).

Demut will nicht über die von Gott vorgezeichnete Position gehoben werden. Stolz kann Konfliktlösungen erschweren oder sogar verhindern. Stolz verführt zur Lüge. Wenn uns widersprochen wird, werden wir zornig. Stolz ist etwas Heimtückisches. Wir müssen versuchen, ihn unter die Kontrolle des Geistes zu bringen.

Demut ist die Zufriedenheit über die von Gott zugewiesene Stellung und Bedeutung.

„In Sachen Demut macht mir niemand was vor, da kann mir keiner das Wasser reichen!“

Wir müssen versuchen, unser Begehren in Maß und Zaum zu halten. Wir sollen uns in richtigen Bahnen bewegen. Woher kommen die Kämpfe und Streitigkeiten unter euch? Kommen sie nicht von den Lüsten, die in euren Gliedern streiten? Ihr seid begehrlich und habt es nicht, ihr mordet und neidet und könnt es doch nicht erlangen, ihr streitet und kämpft, doch ihr habt es nicht, weil ihr nicht bittet. Ihr bittet und bekommt es nicht, weil ihr in böser Absicht bittet, um es in euren Lüsten zu vergeuden. (Jakobus 4, 13).

Wenn wir ehrlich sind, müssen wir zugeben, dass wir alle mit Stolz zu kämpfen haben. Jeder von uns verhält sich auf irgendeinem Gebiet wie eine Mimose. Mimosen sind sehr dekorativ. Bei der geringsten Berührung fallen die Blätter in sich zusammen. Es dauert dann eine Weile, bis sie sich wieder aufrichten.

Wir müssen lernen, schlechte Gewohnheiten durch gute zu ersetzen. Wir müssen lernen, uns nicht vom Bösen überwinden zu lassen, sondern das Böse mit Gutem zu überwinden. Das erfordert Übung und Weisheit von oben. Wir müssen lernen, uns dem Nächsten gegenüber respektvoll zu verhalten.

Euer Wort sei allezeit in Gnade, mit Salz gewürzt, damit ihr wisst, wie ihr jedem einzelnen antworten sollt. (Kolosser 4,6).

Wir stehen in der Gefahr, unsere Rede zu versalzen. Zu scharfe Reden verletzen und sind ungenießbar. Wir sollten manchmal etwas weniger Salz verwenden, vor allem, wenn wir es in die Wunde unseres Gegenübers streuen. Wenn wir alles, was die Bibel über gute und gesunde Beziehungen lehrt, beherzigen würden, dann wären die Gläubigen ein Herz und eine Seele. Dann gäbe es keine Konflikte, keine Missverständnisse, keinen Streit. Warum sieht die Wirklichkeit oft ganz anders aus?

Eine Ursache kann sein, dass wir die Aussagen der Bibel über das Zusammenleben der Gläubigen gar nicht kennen. Was man nicht weiß, kann man auch nicht in die Tat umsetzen. Da hilft, systematisch die Bibel lesen und studieren. Eine zweite Ursache kann sein, dass man die Aussagen der Bibel kennt, sie aber nicht ernst nimmt, dass man meint, die Bibel sei veraltet und für die heutige Zeit nicht maßgebend. Das ist eine Not, die viele Christen heute erfasst hat. Die Bedeutung der biblischen Lehre wird immer mehr in Frage gestellt.

Der alte Mann kann sich erinnern, dass vor Jahren die meisten Gläubigen der Überzeugung waren, dass die Bibel ein heiliges verlässliches Wort Gottes für den Menschen ist.

Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes ganz zubereitet sei, zu jedem guten Werk völlig ausgerüstet. (2. Timotheus 3, 16-17).

Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen. (Matthäus 24,35).

Man war sich einig: Die Bibel bedarf keiner Veränderung oder Ergänzung. Man stimmte überein, dass die Bibel der verbindlicher Kompass der Gemeinde Jesu ist. Diese Gewissheit ist heute vielfach abhandengekommen. Es gibt keine absolute Wahrheit mehr. Wir haben den biblischen Kompass verloren und treiben orientierungslos auf dem Meer der Zeit.

Wir merken: Wir müssten eigentlich jetzt aktiv werden. Wir müssten in unserem Umfeld durch Informationen auf die Probleme hinweisen. Hier verlässt viele der Mut. Sie fühlen sich als Einzelkämpfer und resignieren. Sind es doch zum Teil unsere eigenen Leute, die die Bibel relativieren und als zeitbedingt abtun. Diese Entwicklung  geschieht schleichend und geschieht in kleinen Schritten. Die wenigsten finden etwas dabei, man hat sich daran gewöhnt.

Lassen wir uns doch nicht durch die heute herrschende Vermischung nicht vereinnahmen! Lassen wir uns doch von den Verfechtern des Zeitgeistes nicht verrückt machen, gehen wir ihnen nicht auf den Leim! Sie haben den Kompass verloren oder mutwillig weggeworfen und werden deshalb am Ziel vorbeitreiben.

Wir aber trauen auf unseren Herrn und auf sein Wort. Er ist treu. Er bringt uns ans Ziel.

Mit freundlicher Genehmigung
Autor: Rolf Müller