Der alte Mann und Gottes Geist

Rolf Müller

Wenn wir Christus aufgenommen haben, droht uns keine ewige Verdammnis mehr. Wir sind frei vom Gesetz der Sünde und des Todes. Wir können nun durch die Kraft Jesu Christi ein Leben als Christen führen. Wir brauchen die Kraft des Auferstandenen. Wir sollen in Christus bleiben, so wie die Rebe am Weinstock bleibt. Dann wächst Frucht des Geistes.

Der alte Mann freut sich, dass er durch den Heiligen Geist „Abba, lieber Vater!“ rufen kann. Er braucht diese Ermutigung. Er braucht eine Aufmunterung, wenn er sein Versagen sieht. Der Apostel Paulus will zeigen, wie herrlich es ist, dass wir den Heiligen Geist haben. Gott will uns nicht zu Boden drücken. „Denn ihr habt nicht einen knechtigen Geist empfangen, dass ihr euch abermals fürchten müsstet; sondern ihr habt einen kindlichen Geist empfangen, durch den wir rufen: Abba, lieber Vater! Der Geist selbst gibt Zeugnis unserem Geist, dass wir Gottes Kinder sind.“ (Römer 8,15-16).

Der alte Mann sieht hier das Wirken der Dreieinigkeit. Gott, der Vater, ist unser Vater. Der Heilige Geist wohnt in uns und wir sind Miterben mit Jesus Christus. Das ist wunderbar, aber es bedeutet auch Leiden in dieser Welt. Es wird Verfolgung geben. Das Wort Gottes ist nichts für romantische Schwärmer. Wer Jesus als seinen Herrn annimmt, macht sich die Welt zum Feind. Das Evangelium ist wahr. Alles Leiden wiegt nichts gegenüber der Wahrheit, der Verlorenheit der Verlorenen und der Herrlichkeit der Erlösten. „Denn ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll.“ (Römer 8,18).

Wir sind Gottes Eigentum. Jesus Christus hat uns erkauft mit seinem Blut. Gott hat uns mit seinem Heiligen Geist versiegelt. Der Heilige Geist ist das Unterpfand, die Garantie, dass Gott uns einst völlig erlösen wird. Durch den Heiligen Geist wohnt Christus in uns. Wir sind erkauft. Der Heilige Geist ist das Angeld.

Der alte Mann wartet auf die kommende Herrlichkeit. Er wartet, denn noch liegt sie in der Zukunft. Er schämt sich des Evangeliums nicht, denn es ist Gottes Kraft zur Rettung. Die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, kommt aus Glauben. Der Gerechte wird aus Glauben leben. Dazu ruft uns das Wort Gottes auf. Niemand wird sich einmal schämen, ein Leben des Glaubens geführt zu haben, wenn unsere Erlösung in Christus herrlich vollendet werden wird.

 

Es glänzet der Christen inwendiges Leben,
obgleich sie von außen die Sonne verbrannt.
Was ihnen der Vater im Himmel gegeben,
ist keinem, als ihnen nur selber bekannt.
Was niemand gesehen, ist ihnen geschehen.
Was niemand gespüret, das hat sie gezieret
und sie zu der göttlichen Würde geführet.

Sonst sind sie wohl Adams natürliche Kinder
und tragen das Bildnis des Irdischen auch.
Sie bleiben versuchlich wie andere Sünder;
sie essen und trinken nach nötigem Brauch.
In leiblichen Sachen, in Schlafen und Wachen
sieht man sie vor andern nichts Sonderlichs machen,
nur dass sie die Torheit der Sünde verlachen.

Doch innerlich sind sie aus göttlichem Stamme,
geboren aus Gott durch sein mächtiges Wort,
es lodert in ihnen die himmlische Flamme,
entzündet von oben, genähret von dort.
Die Engel sind Brüder, die ihre Loblieder
mit ihnen gemeinsam und freudevoll singen;
das muss dann ganz herrlich, ganz prächtig erklingen.

Sie wandeln auf Erden und leben im Himmel;
sie bleiben ohnmächtig und schützen die Welt;
sie schmecken den Frieden bei allem Getümmel;
sind arm, doch sie haben, was ihnen gefällt.
Sie stehen im Leiden und bleiben in Freuden;
sie scheinen gelöst von den äußeren Dingen
und führen das Leben des Glaubens von innen.

Wenn Christus, ihr Leben, wird offenbar werden,
wenn er sich den Seinen in Herrlichkeit stellt,
so werden sie mit ihm als Fürsten der Erden
auch herrlich erscheinen zum Wunder der Welt.
Sie werden regieren, mit ihm triumphieren.
Da werden sie ewige Freude verspüren
und nie mehr den Abglanz des Himmels verlieren.

(Christian Friedrich Richter).

 

 

Mit freundlicher Genehmigung
Autor: Rolf Müller