Der alte Mann und der Fundamentalismus

Rolf Müller

 

Fundamentalismus ist schlimm! Man muss ihn ablehnen und bekämpfen. Es ist bekannt, dass zu vielen Zeiten bestimmte christliche Gruppierungen verfolgt wurden. Es waren Protestanten, Täufer, Pietisten und später die Evangelikalen, die die Amtskirche aufregten. An die Letzteren hat man sich gewöhnt, man hat gemerkt, dass sie „ungefährlich“ sind. Deshalb hat man einige von ihnen sogar in die EKD-Synode berufen.

Aber die Fundamentalisten! Für sie ist kein Platz in der sonst so toleranten evangelischen Kirche. Man muss sich fragen, was man den Fundamentalisten eigentlich vorwirft. Es sind Bibeltreue, Schöpfungslehre, Widerstand gegen Abtreibung und Homo-Ehe. Das darf nicht geduldet werden. Das darf nicht sein, bei aller Toleranz. Da sind sich alle einig. Kirchenleute, Liberale, Medienvertreter,  Wissenschaftsverbände und das Europaparlament stellen die Verbalinspiration der Bibel und Kritik an der Evolutionstheorie als Verbrechen gegen die Menschheit hin.

Das kritikfreie Vertrauen auf die Bibel ruft wütende Reaktionen hervor. Diese Fundamentalisten! Sie glauben dem Evangelium der Bibel ohne Abstriche oder Zusätze. Sie weigern sich, das Evangelium weichzuspülen, damit es für moderne Menschen annehmbar wird.

Da sind sich die Fundamentalismus-Kritiker einig: Das ist nicht akzeptabel! Die Bibelkritiker gehören im Gegensatz zu den „Wortterroristen“ zur Kategorie der „Gutmenschen“. Sie fühlen sich berufen, die Bibel zu zensieren. Sie legen fest, welche Bibelverse nicht für den öffentlichen Gebrauch geeignet sind. Der alte Mann hat einige Aussagen von Theologen zum Thema „Fundamentalismus“ zusammen-getragen:

„Bibel-Fundamentalismus ist ein Krisensymptom unserer Zeit. Er hat kein wissenschaftliches Niveau. Ohne historisch-kritische Bibelauslegung wird Gottvertrauen verhindert. Jesus ist nicht übers Wasser gegangen, hat keine Blinden geheilt und keine Toten lebendig gemacht. Diese Erzählungen sind „metaphorische Geschichten“. Auferstehung ist nicht die Wiederbelebung eines Toten. Wir glauben nicht an Zombies. Lebendig ist Jesus in der Verkündigung, in der Kirche und in der Nächstenliebe. Fundamentalisten gehen fälschlich  davon aus, dass man die Bibel auch ohne Theologiestudium verstehen kann. Die Schrift tritt bei ihnen an die Stelle Christi. Wer behauptet, dass Gott die Welt in sechs Tagen zu jeweils 24 Stunden geschaffen habe, der legt etwas in die Bibel hinein, was diese weder sagen kann noch will. Fundamentalisten haben Antworten, aber keine Fragen. Nicht alles, was in der Bibel steht, ist buchstäblich wahr. Die Bibel ist Gesprächspartner. Man kann die Bibel „unterfragen“. Das Wort Gottes begegnet uns immer wieder neu in der Predigt und im Akt des Bibellesens. Fundamentalisten nehmen die Bibel      wörtlich.“

Jedem Christen  dürfte nach diesen Aussagen klar geworden sein, dass die Bezeichnung „Fundamentalist“ eine Auszeichnung und ein Ehrentitel ist. Er bedeutet, die Bibel als Offenbarung Gottes anzuerkennen. Der Glaube stützt sich auf das Fundament der Bibel. Einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, Christus.

Dass es mit der Christenheit im „christlichen Abendland“ immer mehr bergab geht, liegt daran, dass es immer weniger christliche Fundamentalisten gibt. Wer glaubt, dass die Bibel das inspirierte Wort Gottes ist und dass Jesus Christus wiederkommt, gehört zu einer Minderheit. Diese „unbelehrbaren Leute“ werden als das wahre Problem dieser Welt hingestellt. Die   wachsende Feindseligkeit gegenüber bibeltreuen Christen wird sich weiter fortsetzen. (Matthäus 24, Vers 6ff.).

Die Verunsicherung unter den Kindern Gottes wächst. Sie brauchen nicht das wertlose Geschwätz unfähiger Theologen, sondern sie benötigen Glaubensstärkung  und biblische Orientierung. Sie brauchen ein zuverlässiges Fundament. Heute hat man den Eindruck, dass vielfach Steine statt Brot verabreicht werden. Durch theologische und kirchliche Machenschaften wird biblisches Schwarzbrot als unnötig und unbrauchbar hingestellt. Wo das gängige Praxis ist, geht die Gemeinde an Vitaminmangel und Unterernährung zugrunde. Im geistlichen Bereich führt Magersucht schließlich zum Tod.

Kann und darf ein christlicher Fundamentalist schweigen, wenn die biblischen Fundamente demoliert werden? Darf er schweigen, wenn er sieht, dass das Herz der Kirche haupt-sächlich beim Umweltschutz, beim politischen Engagement und beim Miteinander der Religionen schlägt? Fundamentalismus kann man der evangelischen Kirche auf keinen Fall vorwerfen. Sie hat kein solides Fundament, sie ist geistlich orientierungslos.

Der alte Mann fragt sich, wozu eine solche Kirche noch nötig ist. Was macht christlichen Glauben aus? Kann man das Evangelium auf den Satz: „Seid nett zueinander und schont die Umwelt!“ reduzieren? Soll man dazu lieber schweigen und die Augen verschließen? Oder soll man versuchen, den Anfängen zu wehren? Geht das noch?

Die Weichen sind jedenfalls längst gestellt. Der Zug fährt in die falsche Richtung. Der alte Mann weiß nicht, ob er das volle Ausmaß der Katastrophe noch miterlebt. Aber als biblischer Fundamentalist  glaubt er an das Evangelium. Das muss jeder tun, der gerettet werden will. Wir werden nicht durch theologische Spitzfindigkeiten und wissenschaftliche Erkenntnisse erlöst, sondern durch den Glauben an Jesus Christus, der unsere Schuld am Kreuz bezahlt hat mit seinem Blut. Ihn hat uns Gott gemacht zur Weisheit, zur Gerechtigkeit, zur Heiligung und zur Erlösung (1. Korinther 1, Vers 30).

 

Mit freundlicher Genehmigung
Autor: Rolf Müller