Rolf Müller
In der Apostelgeschichte wird die Einmütigkeit der Gemeinde an vielen Stellen belegt. Es wird aber auch nicht verschwiegen, wo die Einmütigkeit in Gefahr war. Sie wurde durch die Sünde von Ananias und Saphira das erste Mal gefährdet (Apg. 5, 1-11). Petrus verheimlicht die Sache nicht. Er hat kein falsches Harmoniebedürfnis. Er nennt die Sünde beim Namen. Er erkennt, wie ernst die Sache ist.
Unser Herr greift heute nicht mehr so ein wie damals zur Zeit der Apostel. Ananias und Saphira fielen tot um, weil sie nicht Buße taten. Geduldete Sünde in der Gemeinde zerstört die geistliche Einheit. Sie verhindert geistliches Wachstum. Es geht darum, die Sünder zur Buße zu führen. Da kann es auch nötig sein, Gemeindezucht zu üben.
Dem alten Mann ist bewusst, dass er in erster Linie acht auf sich selbst geben muss. Er muss aufpassen, dass die Einmütigkeit der örtlichen Gemeinde nicht durch Sünde in seinem Leben gestört wird. Das kann z. B. Stolz, Hochmut, Streit oder Reden hinter dem Rücken sein. Jede geduldete Sünde wirkt sich zersetzend auf die Einmütigkeit aus.
Eine weitere Gefährdung der Einmütigkeit wird in Apg. 6,1 berichtet. Hier ging es um eine ganz praktische Angelegenheit. Es ging um die ungleiche Versorgung der Witwen. Dadurch entstand Ärger.
Wieder speisten die Apostel die Betroffenen nicht mit frommen Sprüchen ab. Sie nahmen die Klage ernst. Sie erkannten die damit verbundene praktische Not. Sie beauftragten Brüder, die voll Geist und Weisheit waren, sich dieses Problems anzunehmen. Sie haben die Wichtigkeit praktischer Fragen nicht heruntergespielt. Sie handelten und verhinderten damit die Zerstörung der Einmütigkeit der Gemeinde.
In Apg. 11, 2-3 sorgte die Taufe von Heiden im Haus des Kornelius für Unruhe. Für einen Israeliten war es undenkbar, dass ein „Unbeschnittener“ nur durch den Glauben gerettet wurde. Petrus nahm sich die Zeit, ihnen alles der Reihe nach zu erklären. Die Geschwister ließen sich korrigieren. Sie waren bereit, sich dem Willen Gottes unterzuordnen. Es ist ein wichtiger Punkt für die Einmütigkeit dass man sich gemeinsam unter die Autorität der Bibel stellt und sich dadurch verändern lässt. „Als sie aber das hörten, beruhigten sie sich und priesen Gott und sprachen: So hat denn Gott auch den Heiden die Buße zum Leben gegeben.“ (Apg. 11,18).
Die Einmütigkeit in der Gemeinde wird nur dann erhalten bleiben, wenn man sich mit anstehenden Lehrfragen auseinander setzt und die Dinge biblisch und geistlich begründet. Andersdenkende Geschwister soll man nicht einfach „abbürsten“, sondern wenn möglich zu gewinnen suchen. Die Bewahrung der lehrmäßigen Einheit ist Aufgabe der Ältesten.
In Korinth war es dem Teufel gelungen, die Einheit der Gemeinde zu zerstören. Es bildeten sich fromme „Fan-Clubs“. Sie beriefen sich auf Petrus, Apollos und Paulus. Einige beriefen sich sogar fälschlicherweise auf Christus, um sich geistlicher als andere darzustellen (1. Kor. 1,12).
Die Einmütigkeit und die Liebe zu den Geschwistern ist ein Gradmesser unserer Liebe zum Herrn. Der Widersacher Gottes wird alles versuchen, um dazwischen zu funken und die Gemeinsamkeit zu stören. Einigkeit unter Brüdern ist die Grundlage jeden Segens. „Siehe, wie gut und wie lieblich ist es, wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen.“ (Ps. 133).
Lass uns in wahrer Bruderschaft
durch deines Geistes Lebenskraft
fest zueinander stehen;
in Freuden und in Traurigkeit,
im Frieden wie im heißen Streit
stets füreinander flehen,
so wird, o Hirt, deine Treue
stets aufs Neue uns beschirmen,
ob Gefahren sich auch türmen.
(Hermann Heinrich Grafe).
Mit freundlicher Genehmigung
Autor: Rolf Müller