Sorgen, Sorglosigkeit und der alte Mann

Rolf Müller

 

Wo der Herr nicht das Haus baut, da arbeiten umsonst, die daran bauen.

Wo der Herr nicht die Stadt behütet, da wacht der Wächter umsonst.

Es ist umsonst, dass ihr aufsteht und hernach lange sitzet und esst euer Brot mit Sorgen; denn seinen Freunden gibt er´s schlafend.

Psalm 127, 1-2

 

Das Stichwort, das uns aus diesen Versen dreimal schrill und scharf ans Ohr dringt, heißt „umsonst“. Auf den ersten Blick scheinen diese Worte ein Schlag ins Gesicht zu sein für alle, die ihr Leben aktiv gestalten. Die fleißigen Arbeiter, die unermüdlich tätig sind, die für ihre Familie sorgen und sich eine Existenz aufbauen – alles umsonst.

Die ein Haus bauen und viel bedenken und planen müssen, können durch diese Verse völlig entmutigt werden. Es scheint, dass hier die Faulen und Bequemen bestätigt werden, die am liebsten gar nichts tun, die alles laufen lassen. Warum Häuser bauen, warum wachsam sein, warum früh aufstehen, warum das Brot mit Sorgen essen, wenn doch alles zwecklos und umsonst ist? Da kümmern wir uns doch besser um gar nichts, denn seinen Freunden gibt er´s schlafend.

Wer so denkt, hat nicht verstanden, was diese Verse sagen wollen. Da klammern wir nämlich das Wichtigste aus: Gott. Zu allem, was wir tun, ist der Segen Gottes notwendig. Als Kinder Gottes haben wir das große Vorrecht, mit dem Segen Gottes rechnen zu können. Der Psalm 127 will uns klarmachen, dass unser Bauen und Sorgen ohne Gott umsonst ist. Wir dürfen aber von Gott und mit Gott Segen für unser Tun erwarten. Die Devise heißt also nicht: „Gar nichts tun“, sondern: „Mit dem Herrn fang alles an.“ Wir alle wissen doch, wenn wir irgendetwas schaffen wollen, dass es nicht ohne Arbeit geht.

Wir müssen unsere Kraft einsetzen, aber bei alledem dürfen wir den Herrn nicht ausklammern. Die schönsten Pläne und Ideen können misslingen, wenn der Herr nicht seinen Segen dazu gibt. Ohne Gottes Hilfe werden wir wenig ausrichten können. Der alte Mann muss daran denken, wenn neugewählte Regierungsmitglieder am Beginn ihrer Tätigkeit bewusst die Hilfe Gottes ablehnen und die entsprechende Formulierung: „So wahr mir Gott helfe“ verweigern.   Ohne Gott können wir nichts tun, ohne seinen Segen ist unsere Mühe und Arbeit umsonst.

Alle, die ohne Gottes Segen und ohne seine Hilfe wirken und schaffen wollen, müssen wissen, dass ihre Arbeit und Kraft letzten Endes umsonst ist.

Kein noch so tüchtiger Wächter gibt uns Sicherheit, wenn Gott sich zurückzieht.  „Ich, der Herr, behüte dich“, das ist ein besserer Schutz als ein ganzes Heer unermüdlicher Wächter. Der alte Mann macht noch einmal darauf aufmerksam, dass wir nicht unsere Arbeit aufgeben sollen. Wir werden nicht aufgefordert, unsere Pflicht zu vernachlässigen und nichts zu tun. Wir sollen und dürfen alles tun,  was wir vermögen. Aber wir sollen unser Vertrauen nicht auf unser Tun setzen, sondern auf den Herrn. Wir müssen im Auge behalten, dass alle unsere Anstrengungen umsonst sind, wenn Gott uns nicht segnet. An Gottes Segen ist alles gelegenen.

„Nun, so weicht, ihr Sorgen,

denn auf heut und morgen

sorgt ein andrer Mann.

Ich will ruhig bleiben,

meine Arbeit treiben

wie ich immer kann.“

 

Mit freundlicher Genehmigung
Autor: Rolf Müller