Der alte Mann und die Furcht des Herrn

Rolf Müller

Gottesfurcht ist nicht mehr zeitgemäß. Das wird glattgebügelt und weichgespült. Wer fürchtet sich denn noch vor Gott? Muss man denn vor Gott Angst haben? Gott liebt uns doch! Er ist doch unser Vater!

Der alte Mann weiß, dass es Gründe gibt, Gott zu fürchten. Wir lieben unsere Kinder doch auch. Aber es gab Momente, da hatten sie Grund, uns zu fürchten, nämlich, wenn sie was „ausgefressen“ hatten. Eine Begegnung mit Gott kann auch für uns furchterregend sein. Gott tröstet nicht nur, er weist uns auch zurecht. Er überführt uns von Schuld. Wenn Gottes Heiligkeit unserer Sündhaftigkeit begegnet, erfasst uns Furcht.

Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang. Wir brauchen auch heute Gottesfurcht. Der alte Mann denkt an Mose, der gern das Angesicht Gottes sehen wollte. Dem antwortete Gott: „Mose, das geht nicht! Wer mein Angesicht sieht, muss sterben.“ So heilig ist Gott! Dem Mose wurde dann doch noch eine Begegnung mit Gott geschenkt. Die sah so aus: Gott hat den Mose auf einen Felsen gestellt und er durfte dem Herrn nur hinterher schauen. Wir können Gott nur begegnen, wenn wir auf dem Felsen stehen, der Christus heißt. Nur in Christus erfahren wir Gottes Gnade und Gottes Barmherzigkeit.

Der alte Mann stellt sich die Frage, ob wir eine Begegnung mit dem Herrn noch als etwas Heiliges erleben? Bewirkt sein Wort bei uns noch manchmal „Gänsehaut“? Zittern wir noch vor der Stimme Gottes, wenn er durch sein heiliges Wort in unser Leben hineinspricht? Oder sind wir oberflächlich und stolz geworden?

Wir stehen in unseren Gemeinden in der Gefahr, dass wir das Wort Gottes verharmlosen. Gott ist ein heiliger Gott und wir tun gut daran, ihn zu fürchten.

Dem alten Mann tut es weh, wenn man Gott wie einen Kumpel behandelt. Man benutzt ihn als Hofhund, der beschützen und als Planierraupe, die den Weg freimachen soll. Der Prophet Jesaja sah die Herrlichkeit Gottes im Tempel. Da konnte er nur noch rufen: „Wehe mir, ich vergehe! Wehe mir, denn meine Augen haben den König, den Herrn der Heerscharen gesehen.“

Mit freundlicher Genehmigung
Autor: Rolf Müller