Der alte Mann und die Depression

Rolf Müller

Fast jeder Christ erfährt in seinem Glaubensleben Zeiten der Niedergeschlagenheit. Die frohe unbekümmerte Zuversicht und die Freude am Herrn scheinen abhandengekommen zu sein. Sorgenwolken verdecken die Sonne. Alles erscheint trüb und beschwerlich, Vom Glück des Erlöstseins ist wenig zu spüren. Das merken auch unsere Mitmenschen. Ein trauriger und depressiver Christ ist kein gutes Zeugnis für den Herrn Jesus.

Das kann verschiedene Ursachen haben. Der 42. Psalm beschreibt den Zustand eines depressiven Menschen. Man kann den Seelenzustand vom Gesicht ablesen. Eine gewisse Rolle spielt der Gesundheitszustand beim Menschen. Der körperliche Zustand hat Einfluss auf das geistliche Leben des Christen. Es gibt Leiden, die unser Christsein beeinträchtigen. Stete Müdigkeit, Überanstrengungen oder manche Krankheiten können uns fertig machen.

Die letztliche Ursache einer geistlichen Depression ist der Unglaube. Der alte Mann weiß, dass der Teufel etwas ausrichten kann, wenn wir dem Unglauben Raum geben. „Harre auf Gott, denn ich werde ihm noch danken.“ Wir müssen uns an Gott erinnern. Wir dürfen ihn nicht vergessen. Wir dürfen das Vertrauen an seine Macht nicht verlieren.

Niemand verlangt von uns, dass wir am Boden liegen bleiben. Wir sind auch nicht verpflichtet, uns selbst zu bedauern. „Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir?“ Was hat dich so in Unruhe versetzt? „Hoffe auf Gott, denn ich werde ihm noch danken, dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist.“ In einer Welt, in der alles so traurig und verkehrt ist, dürfen wir Christen von einer tiefen inneren Freude geprägt sein. „Die Sonne, die mir lachet, ist mein Herr Jesus Christ, das, was mich singen machet, ist, was im Himmel ist.“

Viele Menschen sind „armselige Christen“. Sie dringen nicht zur Freude durch. Der armselige Christ hat falsche Vorstellungen, wie man bei Gott Gerechtigkeit erlangt. Er hat kein Bewusstsein von Sünde. Er war nie durch sein Sündenbewusstsein wirklich unglücklich. Er glaubt nicht wirklich, dass er ein Sünder ist. Er sieht nicht klar, dass er Jesus braucht.

Viele beschränken die Sünde auf bestimmte Dinge. Weil sie die nicht getan haben, halten sie sich nicht für Sünder. Sie vergleichen sich mit anderen Menschen und finden sich ganz in Ordnung. Der Maßstab für uns Menschen ist das Wort Gottes. Wenn ein Mensch behauptet, kein Sünder zu sein, verschließt er sich der Wahrheit. Dann wird er keine Rettung erfahren und nie die Freude in Christus besitzen. Dann wird er früher oder später depressiv werden.

Gott ist gerecht und heilig. Er muss die Sünde bestrafen. Er hat sie gestraft. Jesus Christus hat für uns bezahlt. Wenn wir sein Erlösungswerk im Glauben ergreifen, wird uns seine Gerechtigkeit zugerechnet. Kein Mensch ist selber gut genug, vor Gott bestehen zu können. Wir werden niemals gut genug sein. Wir sind Versager. Wir sind ein hoffnungsloser Fall. Solange wir das nicht wahrhaben wollen, werden wir weiterhin betrübt und niedergeschlagen sein.

Wir müssen auf Christus schauen und auf Christus allein. Unsere Hoffnung ist gebaut auf Jesu Blut und Gerechtigkeit. Wir stehen auf Christus, dem sicheren Felsen. „Was betrübst du dich, meine Seele und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott, denn ich werde ihm noch danken, dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist.“

 

Christi Blut und Gerechtigkeit,
das ist mein Schmuck und Ehrenkleid,
damit will ich vor Gott bestehn,
wenn ich zum Himmel wird eingehn.

Ich glaub an Jesus, welcher spricht:
Wer glaubt, der kommt nicht ins Gericht.
Gottlob, ich bin schon frei gemacht,
und meine Schuld ist weggebracht.

Und würd ich durch des Herrn Verdienst
auch noch so treu in seinem Dienst,
gewönn den Sieg dem Bösen ab
und sündigte nicht bis ins Grab:

So will ich, wenn ich zu ihm komm,
nicht denken mehr an gut und fromm,
sondern: da kommt ein Sünder her,
der gern fürs Lösgeld selig wär.

(N. L. von Zinzendorf).

 

Mit freundlicher Genehmigung
Autor: Rolf Müller