Gesetz und Evangelium (Apostelgeschichte 15,10)

Rolf Müller

Das mosaische Gesetz ist eine Last, es lag auf dem Nacken des Volkes Israel, aber Israel vermochte dieses Joch nicht zu tragen. Es forderte Dinge, die kein Jude ein Leben lang leisten konnte. Die äußerlichen Rituale konnte man einhalten, aber nicht die ethischen Forderungen des Gesetzes.

Das größte Gebot im Gesetz verlangte, Gott über alle Dinge und mit allen Kräften zu lieben. Niemand kann behaupten, dieses Gebot jemals in seinem Leben gehalten zu haben.

Wenn jemand das ganze Gesetz hält und sündigt gegen ein einziges Gebot, der ist am ganzen Gesetz schuldig (Jakobus 2,10).

Das Gesetz ist nicht gegeben, um zu retten, sondern um Sünde aufzudecken und das Todesurteil zu verkünden. Das Todesurteil hat Christus am Kreuz stellvertretend für uns erduldet, an ihm hat Gott das Urteil über die Sünde der Welt vollstreckt. Weil Christus für die Gläubigen stirbt, sind die Gläubigen dem Gesetz gestorben.

Wenn wir gestorben sind, kann keiner mehr was von uns wollen. Das Gesetz hat keinen Anspruch mehr an uns. In Christus ist alles, was das Gesetz von uns will, erfüllt. Sein Tod ist unser Tod. Wir sind mit Christus gestorben, deshalb sind wir für das Gesetz kein Gesprächspartner mehr. Wir leben, aber nun nicht wir, sondern Christus lebt in uns. Wir leben nicht mehr uns selbst. Unser Leben kreist um Christus.

Das heißt nicht, dass Jesus als „Tiger im Tank“ und als neues Kraftprinzip in unserer Seele anwesend ist und dass wir jetzt alle unsere Begrenzungen überschreiten können.

Wie beschäftigen uns nicht mit uns und unserem Tun, wenn es um die Rechtfertigung geht, sondern mit Jesus anhand der Schrift. In ihm und nur in ihm haben wir die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt. Er hat getan, was wir nicht konnten. In Christus haben wir Gnade, Frieden mit Gott und ewiges Leben.

Unser Vater im Himmel hat uns gesegnet mit allem geistlichen Segen in Christus Jesus. Das ist unser wertvollster Besitz. Wir müssen nicht in uns hineinhorchen, ob wir einen geistlichen Impuls fühlen. Der Gerechte wird aus Glauben leben. Er lässt sich nicht von seinen Gefühlen, sondern vom Wort Gottes bestimmen. Alles ist Gnade, wir dürfen uns nicht wieder in die Werkgerechtigkeit hineinziehen lassen.

Wir müssen keine Wallfahrten unternehmen oder in ein Kloster eintreten, um gerettet zu werden. Wir werden gerettet durch den Glauben an Jesus Christus und sein Erlösungswerk am Kreuz. Wir dürfen der Gnade keine eigenen Werke beifügen, denn dann halten wir sie nicht für ausreichend. Dann vertrauen wir weder Gott noch seinem Wort. Dann glauben wir nicht, dass Gott uns aus Liebe errettet hat.

Um Gott ins Herz zu sehn

musst di zum Kreuze gehen.

Da stirbt für dich sein einzig Kind

Für dich und alle deine Sünd.

Du musst zum Kreuze gehn,

um Gott ins Herz zu sehn.

(Hermann Köth).

Mit freundlicher Genehmigung
Autor: Rolf Müller