Der alte Mann und das Liedgut

Rolf Müller

Die Verkündigung in vielen Gemeinden ist heute „inhaltlich gestört“. Das Ergebnis ist ein veränderter Glaube. Er kennt das Evangelium nicht mehr und ist nicht mehr dankbar dafür. Das lässt sich auch am Liedgut erkennen. Geistlich bewährte Choräle, die von der Gemeinde schon jahrhundertelang gern gesungen wurden, geraten heute oft in Vergessenheit. Man stößt sich an der manchmal etwas sperrigen Sprache und verliert dabei auch den wertvollen Inhalt. Man meint, nur neue moderne Lieder mit Lust und Liebe singen zu können.

Anbetungsbands mit Pop und Rock sind angesagt. Man bevorzugt nicht enden wollende Lobpreisgesänge mit lautem Hallelujageschrei. Das geht ordentlich in die Füße, aber das Herz bleibt leer. Oft wird durch solche meist unbekannten Songs der übliche gemeinsame Gesang verhindert.

Das Markenzeichen eines guten geistlichen Liedes ist ein guter Text. Ein guter geistlicher Text stimmt mit dem Evangelium überein. „Gott rettet die verlorenen Sünder aus Gnade um Christi willen allein durch den Glauben.“ Von dieser einfachen Grunderkenntnis aus entfaltet sich das geistliche Liedgut.

„Nun freut euch, lieben Christen gmein und lasst uns fröhlich springen, dass wir getrost und all in ein mit Lust und Liebe singen, was Gott an uns gewendet hat und seine süße Wundertat; gar teur hat ers erworben.“

Zu einem guten geistlichen Lied gesellt sich eine Melodie, die den Text unterstreicht. Sie sollte gut singbar sein und nicht vom Inhalt ablenken. Ein gutes geistliches Lied bringt das biblische Evangelium in einer großen Vielfalt zum Leuchten. Von der Reformationszeit bis hin zur Gegenwart besitzt die gesamte evangelische Christenheit einen kostbaren Liederschatz, der sich aus dem Reichtum des Wortes Gottes speist. Aus diesen Liedern leuchtet das Licht des Glaubens an Jesus Christus. Diese Lieder machen die Finsternis hell.

In einem bekannten Lied von Johann Jakob Schütz heißt es: „Die falschen Götzen macht zu Spott; der Herr ist Gott, der Herr ist Gott! Gebt unserm Gott die Ehre!“ Zu den falschen Götzen gehören Ideologien, die unterschiedliche Heilsziele den Menschen versprechen. Dazu gehören Ideologien, die Menschen total für sich beanspruchen und ins Verderben bringen. Falsche Götzen rauben dem Herrn die Ehre.

Gott hat seiner Gemeinde zu allen Zeiten kostbare Heils – und Glaubenslieder geschenkt. Diesen Schatz gilt es zu bewahren und nicht gegen ein Linsengericht der Belanglosigkeit einzutauschen.

 

Ach sucht doch den, lasst alles stehn,
die ihr das Heil begehret;
er ist der Herr und keiner mehr,
der euch das Heil gewähret.
Sucht ihn all Stund von Herzensgrund,
sucht ihn allein; denn wohl wird sein dem,
der ihn herzlich ehret.

Meins Herzens Kron, mein Freudensonn
sollst du, Herr Jesus, bleiben;
lass mich doch nicht von deinem Licht
durch Eitelkeit vertreiben;
bleib du mein Preis, dein Wort mich speis,
bleib du mein Ehr, dein Wort mich lehr
an dich stets fest zu glauben.

Wend von mir nicht dein Angesicht,
lass mich im Kreuz nicht zagen;
weich nicht von mir, mein höchste Zier,
hilf mir mein Leiden tragen.
Hilf mir zur Freud nach diesem Leid;
hilf, dass ich mag nach dieser Plag
dort ewig Lob dir sagen.

(Georg Weissel).

 

Mit freundlicher Genehmigung
Autor: Rolf Müller