Der alte Mann und Bethesda

Rolf Müller

Der Herr Jesus war zum Fest in Jerusalem. In der Nähe des Tempels beim Schaftor waren ein Teich und ein Haus mit fünf Hallen. Dort in Bethesda lagen viele Kranke. Sie warteten auf die eigentümliche Bewegung des Wassers. Sie warteten auf ihre Heilung, auf ein Wunder. Man kann Bethesda mit einem großen Krankenhaus vergleichen.

Der Herr Jesus kommt nach Bethesda. Dem alten Mann fällt auf, dass er sofort auf einen elenden und hilflosen Menschen zugeht. Der lag schon 38 Jahre lang dort. Der Herr Jesus wusste das. Er weiß alles. Er fragt: „Willst du gesund werden?“ Was für eine sonderbare Frage! Welcher Kranke will wohl nicht gesund werden? Der Herr Jesus will den Mann nicht verspotten. Er will das Verlangen in ihm wecken, wirklich gesund werden zu wollen. Wahrscheinlich hatte er sich an das lange Daliegen gewöhnt. Sein Mut war verzagt, sein Wille gelähmt. Er befand sich in einem Zustand der Gleichgültigkeit. Er war total hoffnungslos. Er hatte sich selbst aufgegeben.

Dem alten Mann fällt auf, dass Jesus nicht fragt: „Soll ich dir behilflich sein, in den Teich zu kommen?“ Er fragt: „Willst du gesund werden?“ Der Kranke antwortet mit einer völligen Bankrotterklärung. Er bekennt seine totale Hilflosigkeit. Jetzt hilft ihm der Herr. „Wo Menschenwege enden, fängt Gottes Weg erst an.“

Der Herr Jesus heilt den Kranken nicht durch das Wasser des Teiches, sondern durch das Wort seines Mundes. Ihm gebührt alle Ehre. Der Herr spricht, und es geschieht. Der Mann, der vorher weder stehen noch gehen konnte, richtet sich auf. Der Herr Jesus hat ihn innerlich und äußerlich geheilt. Er nimmt sein Bett und trägt es fort. Sein Platz in Bethesda wird frei.

Dem alten Mann kommt manchmal die ganze Welt wie ein Trauerhaus, wie eine Klinik voller Kranker vor. Die fünf Hallen erinnern an die fünf Erdteile. Die Krankheit, an der alle Menschen leiden, ist die Sünde. Die Sünde ist der Leute Verderben. Der Lohn der Sünde ist der Tod.

Bethesda bedeutet „Haus der Barmherzigkeit“. Gott hat sich über die arme kranke Menschheit erbarmt.

„Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab.“ Er kam als Heiland in die Welt. „Das ist gewisslich wahr und ein teuer wertes Wort, dass Christus Jesus gekommen ist in die Welt, die Sünder selig zu machen.“

Christus kam als Arzt in die Welt. Die Gesunden brauchen keinen Arzt. Die Kranken brauchen ihn. Wären wir nicht krank, hätte er nicht zu kommen brauchen. Wir sind alle krank, todkrank. Sein Kommen ist der Beweis für die Größe unserer Schuld. Wir können uns nicht selber helfen. Der Herr trug unsere Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen. Jesus hilft und heilt. Wo die Sünde mächtig geworden ist, ist die Gnade noch viel mächtiger geworden. Er heilt die zerbrochenen Herzen. Er ist der Herr aller Dinge. Er ist der Herr der Herrlichkeit. Wohl dem, der ihm vertraut! Der steht nicht mehr unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade.

 

Jesus ist kommen, Grund ewiger Freude;
A und O, Anfang und Ende steht da.
Gottheit und Menschheit vereinen sich beide;
Schöpfer, wie kommst du uns Menschen so nah!
Himmel und Erde, erzählets den Heiden:
Jesus ist kommen, Grund ewiger Freuden.

Jesus ist kommen, nun springen die Bande,
Stricke des Todes, die reißen entzwei.
Unser Durchbrecher ist nunmehr vorhanden;
er der Sohn Gottes, der machet recht frei,
bringet zu Ehren aus Sünde und Schande;
Jesus ist kommen, nun springen die Bande.

Jesus ist kommen, der starke Erlöser,
bricht dem gewappneten Starken ins Haus,
sprenget des Feindes befestige Schlösser,
führt die Gefangenen siegend heraus.
Fühlst du den Stärkeren, Satan, du Böser?
Jesus ist kommen, der starke Erlöser.

Jesus ist kommen, die Quelle der Gnaden;
komme, wen dürstet und trinke wer will!
Holet für euren so giftigen Schaden Gnade
aus dieser unendlichen Füll!
Hier kann das Herze sich laben und baden.
Jesus ist kommen, die Quelle der Gnaden.

(Johann Ludwig Konrad Allendorf).

 

Mit freundlicher Genehmigung
Autor: Rolf Müller