Gebetsgemeinschaft (Matthäus 18, 19-20)

Rolf Müller

Auf dem gemeinsamen einmütigen Gebet liegt eine besondere Verheißung. In der Gebetsversammlung kann gezielt und konkret für bestimmte Anliegen der Gemeinde gebetet werden. Der öffentlich Betende ist dann der Sprecher der Gemeinde zu Gott und die anwesenden Geschwister bekräftigen das Gebet mit einem lauten Amen.

Die Gebetsstunde ist nicht der Ort, wo jeder seine persönlichen privaten Anliegen vor Gott ausschüttet. Das sollte vorrangig zu Hause hinter verschlossenen Türen geschehen. In der Gemeinde sollten wir gezielt für gemeinsame Anliegen beten.

Natürlich kann man die Geschwister auch um Fürbitte in persönlichen Nöten und Situationen bitten. Diese werden dann gemeinsam vor Gott gebracht. Wenn vor dem Beten die verschiedenen Anliegen gesammelt und genannt werden und wenn dann für die einzelnen  Anliegern kurz und laut gebetet wird, schläft keiner ein. Kurze Gebete sind lang genug. Gott ist nicht schwer von Begriff. Wir müssen ihm nicht alles weitschweifig erklären. Wir müssen nicht plappern wie die Heiden.

Wer in der Öffentlichkeit lange Gebete spricht, wird wahrscheinlich zu Hause nur kurz beten. Man kann in den meisten Fällen in 60 Sekunden gezielt und ernsthaft für ein Anliegen beten. Wenn das für alle Anwesenden gut verständlich getan wird, dann kommt keine Langeweile auf und es schläft niemand ein.

Leider hat sich in manchen Gemeinden die Unsitte eingeschlichen, das Gebet für geistliche Belehrungen oder gezielte Seitenhiebe gegen die eigenen  Glaubensgeschwister zu missbrauchen. Dadurch dämpft man den Heiligen Geist und hindert die Freude am gemeinsamen Gebet. Das zerstört die Einmütigkeit im Geist, die beim gemeinsamen Gebet vorhanden sein muss. Einmütigkeit ist wichtiger als die Anzahl der Beter.

Über die äußere Form von Gebetsstunden steht nichts im Neuen Testament. Ob man mit einem Lied beginnen soll, einen Bibelvers liest oder mit einer kurzen Andacht beginnt, darüber finden sich keine Anweisungen in der Bibel. Auch nicht darüber, ob man eine bestimmte Gebetshaltung einnehmen muss.

Bei uns im Ort hatten wir meistens in der Gebetsstunde Stühle im Kreis aufgestellt. Wir saßen und unsere Gesichter waren sich während des Betens zugewandt. Einmal hatte ein Bruder den „Eindruck“, wir hätten mehr Einfluss auf Gott, wenn wir uns beim Gebet hinknien würden. Wir probierten es aus und es hatte tatsächlich eine Wirkung: Nach 20 Minuten taten uns unsere Rücken und Knie weh, so dass wir keinen klaren Gedanken mehr fassen konnten.

Wichtiger als die äußere Form ist die Einmütigkeit der Geschwister. Gott sieht das Herz an. Wenn einmütig gebetet wird, wenn keine unbereinigten Sünden oder Streitigkeiten die Gemeinschaft belasten, dann wird Gott segnen. Andernfalls ist es ein Hindernis, wenn man sich in der Gebetsgemeinschaft jedes Wort dreimal überlegen muss, ehe man es ausspricht, weil man befürchten muss, bei den Geschwistern „anzuecken“. Unter solchen Umständen ist unbefangenes Beten nicht möglich.

Gebet ist die Lebensäußerung der Gemeinde und macht abhängig von Gott. Aufgabe des Beters ist nicht, Gottes Pläne zu ändern, sondern Gott zu verherrlichen und für seine Pläne zu danken!

 

Mit freundlicher Genehmigung
Autor: Rolf Müller