Der alte Mann und der Römerbrief

Rolf Müller

In der Apostelgeschichte wird berichtet, wie die Gemeinde Jesu gegründet und ausgebreitet wurde. Dann folgt im Neuen Testament der Brief des Paulus an die Gemeinde in Rom. Er enthält die Hauptlehren und die grundlegenden Wahrheiten des Christentums. Hier begegnet uns das Fundament, auf dem der Glaube ruht.

Der Römerbrief hat den alten Mann vom Anfang seines Glaubenslebens an bewegt und begleitet. Er hatte damals mit einer Glaubensschwester zu tun, die den Römerbrief als schwer verständlich und sehr schwierig empfand. Sie hielt ihn nicht wesentlich für den Glauben. Das war Anlass für viele intensive Gespräche.

Gott hat diesen Brief in besonderer Weise zur Ausbreitung seines Reiches gebraucht. Martin Luther sagte: „Diese Epistel ist das rechte Hauptstück des Neuen Testaments und das allerlauterste Evangelium, welche wohl würdig und wert ist, dass sie ein Christenmensch auswendig wisse.“

Der Römerbrief ist einer der tiefgründigsten Texte in der Bibel. Es lohnt sich, beim Lesen der Bibel innezuhalten, damit man die tiefen Wahrheiten entdeckt.

Der Apostel Paulus, der den Römerbrief niederschrieb, war ein begabter, kluger Mann. Er war Jude und als Pharisäer erzogen worden. Er hatte bei dem größten Lehrer der Pharisäer, Gamaliel, studiert. Er war ein Experte des jüdischen Gesetzes. Paulus war von Geburt ein römischer Bürger. Er wuchs in Tarsus auf, einem Zentrum der griechischen Kultur. Er kannte die griechischen Dichter und konnte sie zitieren. Das alles war ihm bei der Verbreitung des Evangeliums eine große Hilfe. Paulus brachte von Natur aus viele Voraussetzungen mit.

Der alte Mann hat oft gehört, dass für den Dienst im Reich Gottes einzig und allein die Gabe des Heiligen Geistes maßgeblich sei. Alles andere sei wertlos und unwichtig. Ganz gleich, ob jemand gebildet oder ungebildet ist, ob jemand klug ist oder nicht, es zähle allein die Gabe des Heiligen Geistes. Die natürlichen Gaben des Menschen hätten keine Bedeutung. Diese Vorstellung ist weit verbreitet.

An und für sich ist an einer natürlichen Begabung nichts Unrechtes. Es ist Gott, der die Menschen begabt. Alle Gaben kommen von Gott. Der christliche Glaube setzt keinesfalls Unwissenheit und Dummheit voraus. Es ist kein Vorzug für einen Christen, in diese Kategorie zu gehören.

Auf der anderen Seite sind natürliche Gaben kein Anlass für Stolz. Sie sind nicht dazu da, dass man sich mit ihnen brüstet. Man darf sich nicht auf sie verlassen und sich ihrer rühmen. Man darf sich nicht einbilden, den Heiligen Geist aufgrund der eigenen Tüchtigkeit entbehren zu können.

Natürliche Gaben beherrscht und benutzt der Heilige Geist. Er gebraucht sie und stellt sie in seinen Dienst. Es war Gott, der dafür sorgte, dass Paulus in Tarsus geboren wurde. Es war Gottes Weg, ihn für seine Aufgabe vorzubereiten. Gott bereitet seine Leute vor. Paulus war der richtige Mann im richtigen Augenblick für die besondere Aufgabe.

Unsere natürlichen Gaben sind weder nutzlos noch wertlos. Gott will, dass wir sie ihm zur Verfügung stellen. Paulus, der Verfasser des Römerbriefes, war ein Knecht Jesu Christi, berufener Apostel, ausgesondert für das Evangelium Gottes.

„Alle guten Gaben,
alles, was wir haben,
kommt, o Gott, von dir.
Wir danken dir dafür.“

Mit freundlicher Genehmigung
Autor: Rolf Müller