Der alte Mann und das Gebet

Rolf Müller

 

Der alte Mann betet, seit er im Glauben steht. Gebet ist eine Lebensäußerung der Kinder Gottes. Gott handelt, wir empfangen. Das Gebet des Gerechten vermag viel, wenn es ernstlich ist. Sind wir gerecht? Gebet steht am Anfang des Glaubenslebens.  Was keine Methode vermag, kann Gebet. Das Gebet orientiert sich am Wort Gottes.

Wir wissen, wenn Gott nicht segnet, ist alles umsonst. Ohne ihn können wir nichts tun. Wer Gebet ablehnt, meint, er habe alles selber im Griff. Aber das stimmt nicht. Nichts haben wir selber im Griff. Der Beter erwartet alles von Gott. Gott wird durchs Gebet verherrlicht. Der vollkommene Mensch, Jesus Christus, war ein Beter. Das ganze Leben des Herrn war ein beständiges Gebet. Er ist unser Vorbild.

Der alte Mann ist betrübt, weil sein Gebet oft so kümmerlich ist.  Er will oft ohne Gebet auskommen. Er ersetzt das Gebet durch Aktivitäten. Er vergisst, dass er auf Gott angewiesen ist.  Sind wir zu faul oder zu stolz zum Beten? Ein guter Wahlspruch ist: Wenig reden, mehr Zeugnis geben, am meisten beten!

Erhörliches Gebet fragt nach dem Willen Gottes. „Dein Wille geschehe!“ Wir müssen Gott und sein Wort ernst nehmen. Wir müssen Gott etwas zutrauen. Wir dürfen nicht auf halbem Weg stehen bleiben. „Herr, du kannst!“ Natürlich kann der Herr. Aber das ist noch keine Bitte. Wenn wir nicht beten, bekommen wir nichts. „Ihr habt nicht, weil ihr nicht bittet.“

Gottes Verheißungen gehen in Erfüllung durch das Gebet seiner Heiligen. Gott will gebeten sein. Er freut sich, wenn wir unser Herz vor ihm ausschütten. Gott hat seiner Gemeinde große Verheißungen gegeben. Nehmen wir sie in Anspruch, bitten wir darum? Haben wir keinen Frieden und keine Einmütigkeit in der Gemeinde, weil wir nicht darum bitten?

Der Beter muss ein Gerechter sein, er muss durch den Glauben gerechtfertigt sein. Der Gerechtfertigte muss gerecht leben. Jeder wiedergeborene Christ hat das Vorrecht, ein Beter zu sein. Sünde hindert uns am Gebet. Wir müssen Gott gehorchen. Wir müssen seinem Wort glauben. Prüfen wir unsere Gebete! Haben wir gerechte Motive? Wird Gottes Name geheiligt? Gerechtes Gebet orientiert sich am Wort Gottes. Gerechtes Beten geschieht im Namen Jesu. Sein Geist muss in uns sein.

Wir können nur beten, wenn wir Glauben haben und unsere Ohnmacht erkennen. Wenn wir wissen, dass der Herr die Umstände in seiner Hand hat. Es geht darum, konkret zu bitten, anhaltend zu bitten und auf die Erhörung zu warten. Ausharren ist ein Beweis, dass wir wirklich glauben. Wie kann unser Glaube wachsen? Durch Gottes Wort! Wir müssen Bibelleser sein. Wir müssen uns Zeit nehmen zum Nachdenken über Gottes Wort. Gott gibt uns Glauben durch sein Wort.

Der Heilige Geist wirkt nicht irgendwo im luftleeren Raum oder in hohlen Köpfen. Der Heilige Geist wirkt durchs Wort. „Meine Worte sind Geist und Leben“. Wir müssen erkennen, dass wir Gottes Wort lesen und darüber nachdenken müssen. Da gibt es keine Abkürzung.

„Und alles, was ihr glaubend erbittet im Gebet, das werdet ihr empfangen!“ Matth. 21,22. Der alte Mann hat sich gefragt, wie das gemeint ist. Wenn er genügend Glauben hat, dann bekommt er alles, was er sich wünscht? Und wenn er es nicht bekommt, dann hat er nicht genug geglaubt? Dann wäre ja der Glaube des Beters entscheidend. Je größer der Glaube, desto gewisser die Erhörung.

Ich habe erfahren, dass es nicht auf meinen großen Glauben, sondern auf den Glauben an den großen Gott ankommt. Das ist tröstlich. Ich weiß nicht, ob mein Glaube auch nur die Größe eines Senfkorns hat. „Glaubet an Gott und glaubet an mich!“, sagt der Herr Jesus.

„Und das ist die Freimütigkeit, die wir ihm gegenüber haben, dass er uns hört, wenn wir seinem Willen gemäß um etwas bitten“. Seinem Willen gemäß! Was nach seinem Willen ist, wird er uns geben. Ich frage mich, warum Gott nicht einfach jedes unserer Gebete erhört. Weil er etwas Besseres vorhat. Gott sagt nein, weil er einen anderen Weg hat. Manchmal sagt Gott auch: „Noch nicht!“ Er will, dass wir ausharren. Manchmal antwortet Gott auch anders, als wir es erwartet hatten.

Oft bin ich  im Nachhinein froh, dass Gott viele meiner törichten Gebete nicht erhört hat.

Wie lernt man beten? Beten wird durch Beten  Beten gelernt. Man muss anfangen, anders kann man’s nicht lernen. Lehrmeister ist die Bibel. Gebet hält in Abhängigkeit vom Herrn. Sünde blockiert Gebet. Unversöhnlichkeit, Taktlosigkeit, Rücksichtslosigkeit und Selbstzufriedenheit lähmen  unser Gebetsleben. Gebetslosigkeit hat die Ursache in einer tiefer liegenden Krankheit. Es wäre fatal, wenn wir uns mit unserer Gebetsarmut abfinden würden. Der Herr richtet uns wieder auf, wenn wir uns demütigen und Buße tun. Wenn wir den Herrn suchen, wird er uns heimsuchen

„Hast du eine Sorgenlast,

die dir raubet Fried und Rast,

Jesu Herz dir offen steht,

mach aus Sorgen ein Gebet.“

Dora Rappard.

Mit freundlicher Genehmigung
Autor: Rolf Müller