Der alte Mann und der rechte Weinstock (Johannes 15, 1-8)

Rolf Müller

Was der Weinstock den Reben ist, ist Jesus seinen Jüngern. Es ist eine innige Gemeinschaft. Jesus ist die Wurzel ihres Lebens. Er ist die Quelle ihrer Kraft, ihr Ein und Alles. Sie sind außerhalb von Jesus nur Brennholz. Nur in ihm bringen sie Frucht zur Ehre Gottes. Ohne Weinstock sind die Reben nichts.

Der alte Mann liest, dass sich Jesus als Weinstock bezeichnet. Das ist bezeichnend. Er vergleicht sich nicht mit einer königlichen Palme, einer mächtigen Eiche oder einer stolzen Zeder. Ein Weinstock ist unansehnlich. Man beachtet ihn kaum. Erst wenn er Trauben trägt, wird er wertgeschätzt.

„Ihr seid die Reben“ sagt Jesus seinen Jüngern. Der alte Mann versteht, dass man Jünger sein muss, um Rebe am Weinstock sein zu können. Solange wir das nicht sind, sind wir nur wilde Ranken. Jesus unterscheidet zwischen falschen und wahren Reben. Er unterscheidet zwischen scheinbaren und wirklichen Reben. Falsche Reben werden beseitigt, die wahren Reben werden gereinigt. Falsche Reben gehören dem Weinstock nur äußerlich an. Sie sind nicht mit dem Weinstock verwachsen. Sie sind am, aber nicht im Weinstock. Sie sind nur angehängte, angebundene Reben. Sie haben den Namen, dass sie leben, aber sie sind tot.

Der alte Mann weiß, dass wahre Reben durch die Wiedergeburt in den Weinstock eingepfropft werden müssen. Reben am Weinstock Christus werden wir durch Gottes Macht, durch Glauben. Wir werden einverleibt. Nicht wir sind es, die Christus erwählt haben. Christus hat uns erwählt, damit wir bleibende Frucht bringen.

Dem alten Mann ist klar, dass wir nur Reben sind, nichts anderes. Der Weinstock ist Jesus. Als Reben sind wir völlig abhängig vom Weinstock. Ohne ihn haben wir kein Leben. Ohne ihn bringen wir keine Frucht. Wir haben alles dem Weinstock zu verdanken. Er trägt und nährt uns. Um ihn dreht sich alles. Weinstock und Reben sind ineinander und miteinander verbunden.

Der alte Mann liest, dass Jesus sagt: „Mein Vater ist der Weingärtner.“ Der Vater hat den wahren Weinstock vom Himmel auf die Erde gepflanzt. Er hat ihn ins dürre Erdreich gesetzt, mitten unter die gottferne Menschheit. Der Vater ist auch der Pfleger des Weinstocks. Er trägt Sorge für ihn und wacht über ihn. Er reinigt die Reben, damit sie mehr Frucht bringen. Er reinigt sie durch das Wasserbad im Wort. Sie sind rein um des Wortes willen, dass sie gehört und im Glauben aufgenommen haben.

Der alte Mann vernimmt die Aufforderung des Herrn: „Bleibet in mir!“ Wir bekommen die Kraft zum Bleiben von ihm. „Lasst meine Worte in euch bleiben!“ Sein Wort arbeitet ständig an den Reben. Sein Wort will unser ständiger Begleiter sein.

Sein Wort will in unserem Herzen bleiben. „Ihr werdet bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren!“ Das Beten im Namen Jesu findet Erhörung beim Vater. Es ist der Schlüssel zur Schatzkammer Gottes.

„Darin wird mein Vater geehrt, dass ihr viel Frucht bringt und werdet meine Jünger.“ Die Verherrlichung des Vaters ist das große, erstrebenswerte Ziel. Alles läuft zur Ehre Gottes, des Vaters, hinaus.

 

Nun danket alle Gott mit Herzen,
mit Mund und Händen,
der große Dinge tut
an uns und allen Enden,
der uns von Mutterleib
und Kindesbeinen an
unzählig viel zugut
bis hierher hat getan.

Der ewig reiche Gott
woll uns bei unserm Leben
ein immer fröhlich Herz
und edlen Frieden geben,
und uns in seiner Gnad
erhalten fort und fort
und uns aus aller Not
erlösen hier und dort.

Lob, Ehr und Preis sei Gott
dem Vater und dem Sohne
und Gott, dem, Heilgen Geist
im höchsten Himmelsthrone,
ihm, dem dreieingen Gott,
wie es im Anfang war
und ist und bleiben wird
so jetzt und immerdar.

(Martin Rinckart).

Mit freundlicher Genehmigung
Autor: Rolf Müller